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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 20.1902

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Nr. 12
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Damrich, Johannes: Die Augsburger Buchmalerei im Zeitalter der Hohenstaufen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15935#0151

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- 133 -

allen bisher betrachteten Augsburger Mi-
uiaturcn fallen uns auch hier die kräf-
tigen, schwarzen Konturen auf, und
was,« wir schon bei Lim 16 137 beob-
achteten : eine Verwendung der schwarzen
Konturen nach Art der Verbleiungen in
Glasgemälden, das sehen nur hier mit voller,
offenbar bewußter Konsequenz durchgeführt.
Sowohl in den satten, glühenden Farben,
als auch in diesen dicken, schwarzen Linien,
die niemals i n ein Farbenfeld eindringen,
sondern dasselbe stets nur umrahmen, ist
auf die Wirkung von Glasgeniälden hin-
gearbeitet. Nase, Mund re. sind in feinen
schwarzen Linien nach Art des Schwarz-
lots eingezeichnet.

Die Miniaturen unserer Handschrift
sind nicht nur stilistisch mit denen von
Lim 16 137 verwandt, die Bilderinitialis
mit dem drachentödtenden St. Michael
ist offenbar eine Copie nach jenem etwas
älteren Psalterinm, selbst der Berg mit
dem Baumblatt darauf ist nicht vergessen.
Vielleicht haben wir es hier sogar mit
einem späteren, reiferen Werk desselben
trefflichen Meisters zu thun.

Die Gestalten sind richtig gezeichnet und
gut in der Bewegung, der Gesichtsansdrnck
ist etwas nebensächlich behandelt, doch zeigt
z. B. der Ausdruck der Madonna in der
Anbetung der Könige einen Zug huldvoller
Lieblichkeit, wie überhaupt in den Ge-
sichtern eine gewisse Formschönheit ange-
strebt und auch erreicht ist.

In den Gewandfalten tritt auch hier,
wenigstens in den äußeren Umrissen, die
Vorliebe für scharfe, spitze Linienführung
hervor.

Nicht nur auf Nichtigkeit und eine ge-
wisse Aninuth der Formen strebt unser
Meister hin, sondern vor allein auch auf
glänzende farbige Wirkung, darin liegt
seine starke, aber auch andererseits seine
schwache Seite, indem er darüber z. B.
den Gesichtsausdrucf weiliger be-
a eh t e t.

In den Initialen macht sich die bereits
mehrfach erwähnte Eigenart, die Buch-
staben des ersten Wortes mit der Jnitialis
zii einer farbigen Gesammtwirkung zn-
sanlmenznkomponiren, wieder sehr deutlich
bemerkbar.

Das G e r m a n i s eh e Al u s e u m in ■
Nürnberg besitzt ebenfalls ein Psalte-

rinnl, das vermnthlich Augsbnrgischeil
Ursprungs ist: Nr. 56 632 (Alte Nr.).
In der Litanei iverden unter Anderem die
Heiligen Ulrich, Othmar, Afra, Digna,
Hilaria nngerufen, die mit ziemlicher
Sicherheit auf Augsburg weisen. Jeder
Seite des Kalendariums (zwei Monate
enthaltend) sind zwei stehende Apostelge-
stalten gegentibergestellt. lieber jedem hält
ein Engel ein Schriftband mit dem be-
treffenden Namen. Abgesehen von Petrus,
der durch die Schlüssel ausgezeichnet ist,
tragen alle Uebrigen entweder eine Schrift-
rolle oder ein Buch. Außer diesen Apostel-
bildern enthält das Psalterinm folgende
Darstellungen:

1. Mariä Verkündigung.

2. Christi Geburt. Maria reicht
dem Kinde die Brust.

3. Darstellung im Tempel.

4. Anbetung der Könige.

5. Taufe Jesu. In den beiden
oberen Ecken erscheint je ein Engel, von
denen der Eine ein Tuch darreicht.

6. Einzug in Jerusalem.

7. Jnitialis »U-<, darin David mit
d e r H a r f e.

8. Gefangennahme Christi.

ü. Bilderinitialis mit Christus vor
P i l a t n s.

H>. Geißelung.

11. K r euzt r a g u n g.

12. K r e u z i g n u g. Christus ohne Krone
und Suppedaneum, mit drei Nägeln an-
geheftet.

l 3. Bilderinitialis mitK re uza b n a h m e
und G r a b l e g u n g.

14. Auferstehung.

15. Jnitialis, darin das Brustbild eines
psallirenden Mönches in weißem
Gewand mit schwarzem Mantel.

16. Höllenfahrt. Hier ist zwischen
der eigentlichen und der Vorhölle unter-
schieden. In einem Berge sind zwei

' Höhlen übereinander. In der unteren
sieht man den Teufel gefesselt, und bei
ihm eine Anzahl nackter Männer und
Frauen. Auch in der oberen Höhle sind solche
nackte Gestalten, deren eine — Adam —
Christus bei der Hand hinausführt.

17. Jnitialis mit der Himmelfahrt
Christi. Nur die Füße des Herrn sind
noch zu sehen und auf dein Felsen seine
Fußspuren.
 
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