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Graf Hans starb 1676 und Hohenrech-
berg erbte sein Vetter Bernhard Bero Frei-
herr v. N e ch b e r g. Jetzt kamen endlich noch
bessere Zeiten für die Kapelle. Die Ge-
mahlin des neuen Besitzers, Freifrau Maria
Jakobea v. Rechberg, geborene Gräfin
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn,
stiftete dd. München, 3. Dezember 1676
eine wöchentliche ewige Blesse auf alle
Sonntage in unser lieben Frauen Gottes-
hanse zu Hohenrechberg und fundierte sie
mit 800 fl. Dieses Kapital wurde dem
Augustinerkloster zu Gmünd zugestellt,
welches durch einen seiner Ordensgeist-
lichen fortan die Blesse lesen lassen sollte. *)
(Fortsetzung folgt.)
Literatur.
Vergleichende Geinäldestudien von
Karl Voll. Btil 50Bildertafeln. Mün-
chen und Leipzig (Gg. Müller) 1907.
202 S. Preis nngebd. 7 Bi. 50 Pf.
Der Verfasser bietet uns damit ein Buch, das
einer euipfindlichen Not abzuhelfen im stände ist,
was bei der heutigen Bücherproduktion etwas
heißen ivill. Sei» Zweck ist: Schulung des
Auges durch Vergleichung. Das Buch ist aus
Nebungen am kunstgeschichtlichen Seminar in
München herausgewachsen und ist hauptsächlich
für die Studierenden der Kunstgeschichte und für
beit kunstgeschichtlichen Unterricht an Mittelschulen
berechnet. Die Anordnung des Buches gleicht
einigermaßen der in dem kürzlich erschienenen
Buch von C h a r l e s ©affin, »How to study
pictures«; nur verzichtet Voll auf die dort vor-
wiegenden ethischen und kulturgeschichtlichen Er-
örterungen, um sich ganz und gar auf die ästheti-
schen Gesichtspunkte zu beschränke». — Das Cha-
rakteristische und zugleich Lehrreiche besteht darin,
daß jeweils Original und Kopie oder ein Bild
vor und nach der Restaurierung oder verschiedene
Bearbeitungen eines bestimmten Stoffes einander
gegenübergestellt und bis in alle Einzelheiten
hinein verglichen werden. Dabei wird besonders
auf die stilistischen Unterschiede aufmerksam ge-
macht, welche aus dem künstlerischen Zeitgeschmack
oder der gerade herrschenden Kunstrichtung ver-
standen werden müssen. Es werden im ganzen
•JJ Bilder besprochen, die der kunstgeschichtlichen
Entwicklung des 15. bis 17. Jahrhunderts ent-
nommen sind, zum größeren Teile religiösen In-
halts. — Es wäre bei der trefflichen Einführung,
die der Verfasser zu geben weiß, ein sehr begreif-
licher Wunsch, wenn er die Auswahl zeitlich und
stofflich noch etivas weiter ausgedehnt hätte. Ich
hätte es nicht ungern gesehen, wenn er auch die
Landschaftsmalerei hereingenommen hätte. Eine
sehr wichtige Lehrunterweisung wäre auch zu ge-
winnen gewesen, wenn der Verfasser etwa an-
‘) Kgl. geh. Haus- und Staatsarchiv in Stutt-
gart. Rep. Gmünd. II, S. ck-136, gräsl. Rechberg.
Archiv in Donzdvrf, Lade III.
nähernd oder ganz, gleichzeitige Behandlungsweisen
gleicher Stoffe in verschiedener Technik «Fresko
und Tafelmalerei) herausgesucht hätte. Es wäre
ihm ja gewiß nicht schwer geworden, geeignetes
Vergleichsmaterial zu finden. Damit wäre dann
die willkommene Gelegenheit geschaffen gewesen,
die Charakteristik in den ästhetischen Qualitäten der
Monumentalmnlerei hervorzuhebe». Aber wir
müssen für das Gebotene dankbar sein. Das
treffliche Buch ist in die Hand aller Kunstbeflis-
senen zu wünschen. Blau kann sehr viel daraus
lernen.
Tübingen. Prof. vr. L. Pnur.
K n n st g a b e n i n H e f t f o r m, heransgegeben
von der „F r e i e n L e h r e r v e r einig» n g
f ü r K n n st p f l e g e" zu Berlin. 1. Wil -
h e l in St ein Hausen, Göttliches und
Menschliches. 16 Reproduktionen mit einem
Geleitwort von G. Krügel. 2. Hans
Thoma, Ein Buch seiner Kunst. 16
Reproduktionen mit einer Einleitung von
W. Kotzde. 3. Vom Heiland Ein
Buch deutscher Kunst. 18 Reproduktionen.
4. Alfred Rethel. 16 Zeichnungen
und Entwürfe mit einer Einleitung von
W. Friedrich. 5. Fritz v. Uh de.
Eine Kunstgabe für das deutsche Volk.
Mit einem Geleitwort von A. Troll. —
Mainz. (Verlag von I. Scholz.) Preis
jedes Heftes 1 M.
Die freie Lehrervercinigung für Kunstpslcge
gibt in Heftsorm zu dem erstaunlich billigen Preise
von I Mark Reproduktionen der bedeutendsten
Werke unserer großen Maler in die Hände des
deutschen Volkes. Die Auswahl der Künstler ist
zweifellos eine gute. Bedauerlich aber ist, daß
die katholischen deutschen Künstler, ein Kornelius,
ein Führich, Veit, Scitz, Fugel u. a. nicht oder
mindestens noch nicht berücksichtigt sind.
Auch die 'Auswahl der Bilder wird man im
allgemeinen loben können. Doch möchte es
zweifelhaft erscheinen, ob beispielsweise der Charon
Steinhaufens, der Jungbrunnen, oder von Hans
Thoma der Traum und Meereserwachen ganz
glücklich gewählt sind. Sie erscheinen für das
Empfinden und Verständnis des Volkes zweifel-
los zu fremd, zu sehr symbolistisch und entlegen.
Die Reproduktionen, zum Teil mehrfarbig und
auf starkem Kunstdruckpapier, sind durchweg
gut. — Der Text, der einzelnen Heften als Ein-
leitung beigegeben ist, führt in knappem lieber-
blick und einigen kräftigen Strichen in die künst-
lerische Eigenart der einzelnen Meister ein. In
der Form testet er an einer zeitgenössischen Krank-
heit, die fast in allen Kunstessays bemerkt werden
kann: Warum denn so fürchterlich gestelzt und
geschraubt? In dieser Stilform liegt weder
Poesie noch Wahrheit.
Das Heftchen „Vom Heiland" möchten wir
unseren Lesern insbesondere empfehlen. Es er-
möglicht zugleich einen Vergleich verschiedener
Formen und Strömungen religiöser Malerei.
Tübingen. Prof. Qr. L. Bau r.
Sie inte-Mappe, heransgegeben von Dr.
Joseph Popp. München (Allgemeine
Graf Hans starb 1676 und Hohenrech-
berg erbte sein Vetter Bernhard Bero Frei-
herr v. N e ch b e r g. Jetzt kamen endlich noch
bessere Zeiten für die Kapelle. Die Ge-
mahlin des neuen Besitzers, Freifrau Maria
Jakobea v. Rechberg, geborene Gräfin
Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn,
stiftete dd. München, 3. Dezember 1676
eine wöchentliche ewige Blesse auf alle
Sonntage in unser lieben Frauen Gottes-
hanse zu Hohenrechberg und fundierte sie
mit 800 fl. Dieses Kapital wurde dem
Augustinerkloster zu Gmünd zugestellt,
welches durch einen seiner Ordensgeist-
lichen fortan die Blesse lesen lassen sollte. *)
(Fortsetzung folgt.)
Literatur.
Vergleichende Geinäldestudien von
Karl Voll. Btil 50Bildertafeln. Mün-
chen und Leipzig (Gg. Müller) 1907.
202 S. Preis nngebd. 7 Bi. 50 Pf.
Der Verfasser bietet uns damit ein Buch, das
einer euipfindlichen Not abzuhelfen im stände ist,
was bei der heutigen Bücherproduktion etwas
heißen ivill. Sei» Zweck ist: Schulung des
Auges durch Vergleichung. Das Buch ist aus
Nebungen am kunstgeschichtlichen Seminar in
München herausgewachsen und ist hauptsächlich
für die Studierenden der Kunstgeschichte und für
beit kunstgeschichtlichen Unterricht an Mittelschulen
berechnet. Die Anordnung des Buches gleicht
einigermaßen der in dem kürzlich erschienenen
Buch von C h a r l e s ©affin, »How to study
pictures«; nur verzichtet Voll auf die dort vor-
wiegenden ethischen und kulturgeschichtlichen Er-
örterungen, um sich ganz und gar auf die ästheti-
schen Gesichtspunkte zu beschränke». — Das Cha-
rakteristische und zugleich Lehrreiche besteht darin,
daß jeweils Original und Kopie oder ein Bild
vor und nach der Restaurierung oder verschiedene
Bearbeitungen eines bestimmten Stoffes einander
gegenübergestellt und bis in alle Einzelheiten
hinein verglichen werden. Dabei wird besonders
auf die stilistischen Unterschiede aufmerksam ge-
macht, welche aus dem künstlerischen Zeitgeschmack
oder der gerade herrschenden Kunstrichtung ver-
standen werden müssen. Es werden im ganzen
•JJ Bilder besprochen, die der kunstgeschichtlichen
Entwicklung des 15. bis 17. Jahrhunderts ent-
nommen sind, zum größeren Teile religiösen In-
halts. — Es wäre bei der trefflichen Einführung,
die der Verfasser zu geben weiß, ein sehr begreif-
licher Wunsch, wenn er die Auswahl zeitlich und
stofflich noch etivas weiter ausgedehnt hätte. Ich
hätte es nicht ungern gesehen, wenn er auch die
Landschaftsmalerei hereingenommen hätte. Eine
sehr wichtige Lehrunterweisung wäre auch zu ge-
winnen gewesen, wenn der Verfasser etwa an-
‘) Kgl. geh. Haus- und Staatsarchiv in Stutt-
gart. Rep. Gmünd. II, S. ck-136, gräsl. Rechberg.
Archiv in Donzdvrf, Lade III.
nähernd oder ganz, gleichzeitige Behandlungsweisen
gleicher Stoffe in verschiedener Technik «Fresko
und Tafelmalerei) herausgesucht hätte. Es wäre
ihm ja gewiß nicht schwer geworden, geeignetes
Vergleichsmaterial zu finden. Damit wäre dann
die willkommene Gelegenheit geschaffen gewesen,
die Charakteristik in den ästhetischen Qualitäten der
Monumentalmnlerei hervorzuhebe». Aber wir
müssen für das Gebotene dankbar sein. Das
treffliche Buch ist in die Hand aller Kunstbeflis-
senen zu wünschen. Blau kann sehr viel daraus
lernen.
Tübingen. Prof. vr. L. Pnur.
K n n st g a b e n i n H e f t f o r m, heransgegeben
von der „F r e i e n L e h r e r v e r einig» n g
f ü r K n n st p f l e g e" zu Berlin. 1. Wil -
h e l in St ein Hausen, Göttliches und
Menschliches. 16 Reproduktionen mit einem
Geleitwort von G. Krügel. 2. Hans
Thoma, Ein Buch seiner Kunst. 16
Reproduktionen mit einer Einleitung von
W. Kotzde. 3. Vom Heiland Ein
Buch deutscher Kunst. 18 Reproduktionen.
4. Alfred Rethel. 16 Zeichnungen
und Entwürfe mit einer Einleitung von
W. Friedrich. 5. Fritz v. Uh de.
Eine Kunstgabe für das deutsche Volk.
Mit einem Geleitwort von A. Troll. —
Mainz. (Verlag von I. Scholz.) Preis
jedes Heftes 1 M.
Die freie Lehrervercinigung für Kunstpslcge
gibt in Heftsorm zu dem erstaunlich billigen Preise
von I Mark Reproduktionen der bedeutendsten
Werke unserer großen Maler in die Hände des
deutschen Volkes. Die Auswahl der Künstler ist
zweifellos eine gute. Bedauerlich aber ist, daß
die katholischen deutschen Künstler, ein Kornelius,
ein Führich, Veit, Scitz, Fugel u. a. nicht oder
mindestens noch nicht berücksichtigt sind.
Auch die 'Auswahl der Bilder wird man im
allgemeinen loben können. Doch möchte es
zweifelhaft erscheinen, ob beispielsweise der Charon
Steinhaufens, der Jungbrunnen, oder von Hans
Thoma der Traum und Meereserwachen ganz
glücklich gewählt sind. Sie erscheinen für das
Empfinden und Verständnis des Volkes zweifel-
los zu fremd, zu sehr symbolistisch und entlegen.
Die Reproduktionen, zum Teil mehrfarbig und
auf starkem Kunstdruckpapier, sind durchweg
gut. — Der Text, der einzelnen Heften als Ein-
leitung beigegeben ist, führt in knappem lieber-
blick und einigen kräftigen Strichen in die künst-
lerische Eigenart der einzelnen Meister ein. In
der Form testet er an einer zeitgenössischen Krank-
heit, die fast in allen Kunstessays bemerkt werden
kann: Warum denn so fürchterlich gestelzt und
geschraubt? In dieser Stilform liegt weder
Poesie noch Wahrheit.
Das Heftchen „Vom Heiland" möchten wir
unseren Lesern insbesondere empfehlen. Es er-
möglicht zugleich einen Vergleich verschiedener
Formen und Strömungen religiöser Malerei.
Tübingen. Prof. Qr. L. Bau r.
Sie inte-Mappe, heransgegeben von Dr.
Joseph Popp. München (Allgemeine