Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Rohr, Ignaz: Der künstlerische Charakter des Heiligkreuzmünsters zu Gmünd: Festrede beim sechshundertjährigen Münsterjubiläum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0009

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vergleichen wir es mit der Iohanniskirche, so sind beide dreischiffig; der
Neubau des Langhauses ist durch zwei Säulenreihen von West nach Ost in
drei Unterabteilungen oder Schiffe zerlegt. Bei der Iohanneökirche ist das
mittlere höher als die Seitenschiffe. Es ist, als wären an eine schlanke, hohe
Kirche, wie wir deren in Norddeutschland und England viele haben, je links
und rechts die Hälften einer niedrigeren angefügt und die Außenwände der
höheren auf Säulen oder Pfeiler reduziert. Der Unterschied der Höbe be-
dingt auch einen solchen in der Beleuchtung. Das Mittelschiff hat von beiden
Seiten Oberlicht; sein Raum erscheint also wie verklärt. Die Seitenschiffe

Gmünder Münster, Inneres

haben je nur von der Außenseite her eigenes Licht und zwar spärliches. Denn
die Fenster derselben sind meist sehr klein. Zusammen mit der geringeren Höhe
erzeugt dies den Eindruck des Düster», Drückenden. Die Plätze im Mittel-
schiff erschienen also von selber begehrenswerter als die der Seitenschiffe
und ich kann mir nicht gut vorstellen, daß die Unterschicht der Bevölkerung sich
im Mittelschiff, die Oberschicht in den Seitenschiffen versammelt hätte. Die
Standesunterschiede konnten also sich selbst im Gotleshanse geltend machen.
DaS Münster dagegen ist eine H a l I e n k i r ch e. Alle drei Schiffe sind gleich
hoch, darum auch gleichmäßiger beleuchtet. Der Gesamteindruck ist ein cin-
beitlicher, geschloffener, übersichtlicher, der äußere Ausdruck der Gleichheit und
Zusammengehörigkeit aller Pfarrgenoffen vor Gott, also des Gemeindege-
dankenS.
 
Annotationen