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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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Naegele, Anton: Ein Originalbrief des Malers Konrad Huber-Weißenhorn über seine Altarbilder in Rot, OA. Laupheim, im Rahmen seines Lebens und Schaffens
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0026

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Wahrscheinlich hat der Tod seines einstigen Lehrmeisters, des großen
Klostermalers Martin Knen, die Verwaisung des berühmten Weißenhorner
Ateliers, wenn nicht gar der Wunsch der Witwe deS 1771 gestorbenen Mei-
sters den wandernden Kunstjünger zurückgerufen. Am 15. Nov. 1773 reichte
denn auch die damals schon 42 Jahre alte Witwe Anna Knen dem erst 21
Jahre alten Konrad Huber die Hand zum Lebensbunde. Eine zweite Ehe ging
er nach dem Tode der ersten Frau im Jahre 181! ein; auch diese Ehe mit
Iosepha Walter von Ingftetten (st 1828) sollte kinderlos bleiben. Volle 57
Jahre, bis zu seinem Tode (1830), arbeitete der Maler in der Fuggerstadt
in seiner an der Hauptstraße (Nr. 20) gelegenen Werkstatt, versorgte die
Pfarr- und Klosterkirchen der ganzen Umgegend mit fein koloristisch abge-
stimmten, zur Andacht stimmenden, manchmal freilich etwas flüchtig gemalten
Altarbildern, viele Schlösser und Bürgerhäuser mit Porträts. 165 Altar-
blätter waren dein alten Gewährsmann Naglers ') bekannt; 40 Kirchen „ver-
zierte er mit seinem Pinsel". Zu diesen größeren Kirchenbildern kommen noch
die vielfach verschwundenen oder verschleuderten Kreuzwege, Fastenbilder, An-
dachtsbilder für Häuser und Kapellen, sowie viele Porträts, so mehrere
heute noch im Schloß Oberkirchberg. Ein ziemlich vergangenes, aber lebens-
volles Bild eines Pfarrers von Wolfegg, nach den Resten der Rückwandin-
schrift vom Jahr 1805, entdeckte ich an einem bedeutsamen Tag im Hause
eines oberschwäbischen Altertumshändlers.

Wie Oberschwaben, ist auch Bayerisch-Schwaben das HanptverbreitungS-
gebiet der Kunst Konrad HuberS-Weißenhorn, das Land diesseits und jenseits
voir Donau und Iller. Allein int heutigen O bera m t L a u p h e i m sind zehn
Kirchen zu finden mit Hubers Bildern, außer Rot in Achstetten, Gögglingen,
Illerrieden, Mietingen, Oberkirchberg, Regglisweiler, Schnürpflingen,
Steinberg, Unterkirchberg, teils signiert, teils stilistisch nachweisbar aus
Hubers Werkstatt stammend und im neuesten Inventarband der Kunst- und
AlterStumSdenkmale Württembergs kurz notiert von Prof. KlaiberS eifriger
Forscherhand"). An die Stelle der selbst von Holl bezeugten Geringschätzung
Hubers als „Schönfärber" ist erfreulich stellenweise Hochschätzung seitens
Kennern des oberschwäbischen Barocks, wie Pfeiffer und Klaiber, getreten.
So fanden unter Hubers Arbeiten besonders die Altarblätter in der Pfarr-
kirche von Achstetten Anerkennung, eine Stiftung der Vorfahren der heu-
tigen Schloßherrschaft, der Grafen von Renttner zu Weyl, vom Jahre 1818.
Das kolosiale Hochaltarbild, Christus am Kreuz, in der Art van Dnks mit
ergreifendem Dulderantlitz und auffallend hellem Inkarnat, hängt jetzt an der
nördlichen Chorwand, es mußte dem älteren ehemaligen Altarbild der Rosen-
kranzbruderschaft von 1555 weichen. Bezeichnend ist für Hubers KreuzigungS-
bilder die unten runde, oben (vom Pedum an) eckige Bildung des Kreuz-
stamms. Auf den Seitenältären festen wir von Hubers Hand gemalt Maria
Immaculata auf der Weltkugel inmitten von Engelsscharen (ganzfigurig und
Köpfe) und den hl. Joseph''). Bezeichnet sind ebenfalls die beiden Seiien-

7) Künstlerlerikon VII 162. s) ZusammengcstelN S. 16. n) Abgebildct ist Maria bei Klaiber, S. 15.

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