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Archiv für christliche Kunst: Organ des Rottenburger Diözesan-Kunstvereins — 42.1927

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3. Heft
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Rueß, Bernhard: Zur frühesten Baugeschichte des Klosters Schussenried, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15945#0081

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der Westflügel des alten Klosters daö Hofgebäude, das alte Gastgcbäude oder
auch das vordere Kloster genannt worden. Der nördliche Teil des Westflügels
trug auch den Namen Kellerei, der südliche aber Kanzlei. In diesem TraktuS
war auch die große und die kleine Hofftube. Den Aufenthalt im Westflügel
des alten Klosters bezeichnete man ehedem bisweilen mit dem Ausdruck „zu
Hof sein". — Vom Südflügel hieß der westliche Teil ehemals „alter Kon-
ventSbau", die östliche Partie aber „altes Priorat". Der Konventsbau scheint
so eingeteilt gewesen zu sein, daß die Küche in der Südwestecke (setzt Forst-
amtskanzlei) lag, das Refektorium mit den darüber befindlichen Dormitorien
im nächstfolgenden Teil des HanseS (setzt Schnllokal), die Mönchszellen aber
in den derzeitigen Amtswohnungen der Hüttenwerksbeamten. Das Priorat
bildete so ziemlich die östlichste Abteilung des Ordenshauses; es ist schon lange
niedergelegt.

Im weiteren Sinn begreift man unter „Altem Kloster" übrigens nicht
bloß das eben genannte weitläufige Gebäude, sondern sämtliche noch stehenden
oder schon abgebrochenen Baulichkeiten, welche sich früher innerhalb der
großen Klostermauer befände», mit einziger Ausnahme des sog. neuen Klo-
sters (der derzeitigen Heil- und Pflegeanftalt). Seinen Namen „Altes Klo-
ster" trägt dasselbe also nicht etwa im Gegensatz zum ursprünglichen Kloster,
denn es ist sa junger als dieses, sondern im Unterschied von dem erst um die
Mitte des 18. Jahrhunderts gebauten neuen Kloster, der jetzigen Heilanstalt.

I. Die Erbauung des a l t e n K l o ft e r s.

Weil das ursprüngliche, auö der ehemaligen Baronenburg entstandene
Klostergebäude den Bedürfnissen der Ordensgemeinde schon von Anfang an
nicht genügte, zudem ein stets wachsendes Zuströmen von Klosterberufs-
aspiranten, namentlich auch solcher ans dem Adelsstände, stattfand und endlich
die Finanzverhältnisse der jungen Propstei sich im 13. Jahrhundert merklich
besserten, wagte Propst Konrad II. (1223 —48) anno 1229 den Bau eines
neuen Klosters; er ließ das ursprüngliche abtragen, weil an dessen Standort
ein Teil des Neubaus zu stehen kam, und errichtete die Grundmauern für die
projektierten Neubauten. Der Hauschronist zählt die unter Propst Konrad II.
erstellten Gebäulichkeiten im einzelnen auf und schreibt über dessen Bautätig-
keit Nachstehendes: „Er fing an, im siebten Jahr seiner Regierung zum neuen
Kloster daö Fundament zu legen. Das erste war das sog. Presbyterium oder
der Chor in der Kirche, das Kapitelshaus, das Krankenhaus, zwei Refek-
torien, eines für die Kanoniker, das andere für die Brüder, wie auch alle
Werkstätten, welche in einem Kloster erforderlich sind" (Chronik S. 16).
Pater Franz Mayr erwähnt in seinem Silberbuch noch besonders das Kloster
selbst und in demselben den Schlafsaal und die Umfriedigung des gesamten
Klosterrayons (S. 37). Unserem geistlichen Bauherrn lag somit vor allem
anderen am Herzen die Vollendung der Klosterkirche. Um das Jahr 1185
hatte der erste Propst Friedrich bloß das Langhaus erstellen lassen. Propst
Konrad II. aber hat anno 1 229 dem Kirchenschiff auch noch einen Chor (Prie-

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