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Allgemeine Kunst-Chronik.
lung, welche von einer poesievollen Liebesgeschichte be-
gleitet wird. In wehmüthigen Akkorden, welche das treue
Festhalten Theoderichs am Germanenthum verkünden,
klingt das Trauerspiel aus. Der Verfasser hat sein Werle dem
Hofschauspieler Lewinsky zugeeignet, welcher vor Jahren
durch Vorlesung von Wolff's Novelle „Das Modell" diesen
literarisch, eingeführt hat. (Später wurde diese Novelle durch
die „Allgemeine Kunst-Chronik" einem weiteren Kreise
bekannt gemacht.) Die vorliegende Arbeit übt auf den
Leser nicht nur wegen zahlreicher dichterischer Schön-
heiten, sondern auch wegen der kräftigen deutschen
Gesinnung, welche zum Ausdruck kommt, tiefe Wirkung
aus. Im Theater verlebendigt werden wir das Stück
wol kaum sehen, da ein Publikum, welches die Vorgänge
im Hinterhause bei Heinekes mit so großem Interresse
erfolgt, an den Ereignissen im Königspalaste des Theo-
vderich wenig Antheil nehmen dürfte. Der Verfasser ist mit
dieser Tragödie um etliche Jahrzehnte zu spät gekommen;
doch haben wir gegründete Hoffnung, dem modernen
Lustspieldichter Wolff recht bald auf einer Wiener
Bühne zu begegnen. Bei dem letzten Münchener Wett-
bewerb sind zwei seiner Arbeiten in die engere Wahl
gelangt. Vielleicht, dass er bei einer nächsten Ausschrei-
bung den Preis erringt! g.
„Katechismus der Ornamentik." Von F. Kanitz.
Vierte, verbesserte Auflage. Mit 131 in den Text ge-
druckten Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in
Leipzig. Das Büchlein bietet einen gedrängten Leitfaden
über die Geschichte, Entwickelung und die charakteri-
stischsten Ornamentstile aller Zeiten, veranschaulicht
durch zahlreiche Abbildungen.
Bücher und Zeitschriften.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in
Wort und Bild. Das am I. Mai erschienene 4. Heft
des Halbbandes „Küstenland" (Lieferung 131) bringt die
Fortsetzung der Geschichte und Kulturentwicklung von
Görz und Gradiska, illustrirt durch das Reitersiegel Mein-
hart IV. von Görz (1259), durcli eine Münze Alberts II-
(1258 bis 1304), unter dem Görz den Gipfel seiner Macht
erreichte; durch das aus dem XIV. Jahrhundert stammende
Stadtsiegel von Görz, den Grabstein des letzten Grafen
von Görz: Leonhard (XV. Jahrhundert), und endlich durch
eine malerische Ansicht der Stadt Görz in der Gegen-
wart. An diese Schilderung schließt sich ein Artikel über
die Vorgeschichte und kulturelle, beziehungsweise kunst-
historische Entwicklung der Orte Santa Lucia, Aquileja
und Grado. Funde von Idria, römischer Gold- und Silber-
schmuck, eine römische Silberschale aus Aquileja, das
Denkmal der Kurier, die Kanzel im Dom zu Grado, der
Dom von Aquileja und Anderes sind die Illustrationen
zu dieser Schilderung. Den Schluss des Heftes bildet eine
Darstellung der vorhistorischen Zeit Istriens. Die beiden
Illustrationen von prähistorischen Funden aus Vermo und
des Kastelliere (Tumulus) von Pizzughi nebst Funden aus
demselben und die übrigen Abbildungen sind von Karl von
Siegl, Hugo Charlemont und Alfred Zoff. — Liefe-
rung 132 beschäftigt sich mit der Geschichte Istriens und
mit der Darstellung der physischen Beschaffenheit der
Bevölkerung des gesammten Küstenlandes. In die Aus-
führung der zalilreichen Abbildungen haben sich Rudolf
Bernt, Hugo Char1emont und Robert Russ getheilt.
Eines der hervorragendsten Bilder dieses Heftes ist die Dar-
stellung des ruinenbaften römischen Amphitheaters in
Pola. — Die am I. Juni ausgegebene 133. Lieferung
bildet den Beginn eines neuen Bandes: die Schilderung
von Budapest. Maurus Jokai schrieb dazu eine
glänzende Einleitung; Franz Salomon die Geschichte.
Zwei Bilder von der Margaretheninsel (Ruinen des
Klosters) hat Erzherzogin Klotilde gezeichnet, die
übrigen Bilder (Landschaft, Architektur etc.) Theodor
Dörre und Ludwig Rauscher; außerdem enthält das
Heft einige Reproduktionen nach alten Stichen und
Holzschnitten aus dem Budapest der früheren Jahrhunderte.
— In Lieferung 134 schildert der bekannte Staatsmann und
ehemalige Präsident des Abgeordnetenhauses Franz Graf
C0ronini-Cr0nberg das geistige und materielle Leben
der Bewohner von Görz und Gradiska. welches er als
Einheimischer und Landeshauptmann durchaus kennt.
Von den zahlreichen Abbildungen, welche dem Hefte
beigegeben sind, heben wir hervor: die Wallfahrt der
Bewohner von Grado auf Kähnen nach Barbana von
Georg Subic, den Wagen aus einem bäuerlichen Braut-
zug und ein zweirädriges Ochsengefährte von Professor
Johann Subic.
„Shakespeare's" dramatische Werke. Übersetzt
von A. W. von Schlegel und Ludwig Tieck. Im
Auftrag der Deutschen S hakespeare - Gese11schaft
herausgegeben und mit Einleitungen versehen von
Wilhelm Öchelhäuser. Lex-Oktav. Elegant in Lein-
wand gebunden. Mit Holzschnitts-Porträts als Titelbild
Preis M. 3. (! !) — Feine Ausgabe mit Porträt in Licht-
druck als Titelbild: Preis geheftet M. 5. — ; elegant in
Halbfranz gebunden M. 7.— (Stuttgart, Deutsche
Verlags-Anstalt.)
„Kunstbüchlein" gerechten gründlichen Ge-
brauchs aller Freunde der Dichtkunst durch Richard
Kralik. (Karl Konegen, Wien, 1891.)
„Die Urgeschichte des Menschen" nach dem
heutigen Stande der Wissenschaft. Von Dr. Moriz
Hoernes. (Mit über 300 Abbildungen im Texte und
20 ganzseitigen Illustrationen.) A. Hartleben's Verlag.
Wien, Pest und Leipzig. In 20 Lieferungen. Lie-
ferung 2 —5.
Allgemeine Kunst-Chronik.
lung, welche von einer poesievollen Liebesgeschichte be-
gleitet wird. In wehmüthigen Akkorden, welche das treue
Festhalten Theoderichs am Germanenthum verkünden,
klingt das Trauerspiel aus. Der Verfasser hat sein Werle dem
Hofschauspieler Lewinsky zugeeignet, welcher vor Jahren
durch Vorlesung von Wolff's Novelle „Das Modell" diesen
literarisch, eingeführt hat. (Später wurde diese Novelle durch
die „Allgemeine Kunst-Chronik" einem weiteren Kreise
bekannt gemacht.) Die vorliegende Arbeit übt auf den
Leser nicht nur wegen zahlreicher dichterischer Schön-
heiten, sondern auch wegen der kräftigen deutschen
Gesinnung, welche zum Ausdruck kommt, tiefe Wirkung
aus. Im Theater verlebendigt werden wir das Stück
wol kaum sehen, da ein Publikum, welches die Vorgänge
im Hinterhause bei Heinekes mit so großem Interresse
erfolgt, an den Ereignissen im Königspalaste des Theo-
vderich wenig Antheil nehmen dürfte. Der Verfasser ist mit
dieser Tragödie um etliche Jahrzehnte zu spät gekommen;
doch haben wir gegründete Hoffnung, dem modernen
Lustspieldichter Wolff recht bald auf einer Wiener
Bühne zu begegnen. Bei dem letzten Münchener Wett-
bewerb sind zwei seiner Arbeiten in die engere Wahl
gelangt. Vielleicht, dass er bei einer nächsten Ausschrei-
bung den Preis erringt! g.
„Katechismus der Ornamentik." Von F. Kanitz.
Vierte, verbesserte Auflage. Mit 131 in den Text ge-
druckten Abbildungen. Verlag von J. J. Weber in
Leipzig. Das Büchlein bietet einen gedrängten Leitfaden
über die Geschichte, Entwickelung und die charakteri-
stischsten Ornamentstile aller Zeiten, veranschaulicht
durch zahlreiche Abbildungen.
Bücher und Zeitschriften.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in
Wort und Bild. Das am I. Mai erschienene 4. Heft
des Halbbandes „Küstenland" (Lieferung 131) bringt die
Fortsetzung der Geschichte und Kulturentwicklung von
Görz und Gradiska, illustrirt durch das Reitersiegel Mein-
hart IV. von Görz (1259), durcli eine Münze Alberts II-
(1258 bis 1304), unter dem Görz den Gipfel seiner Macht
erreichte; durch das aus dem XIV. Jahrhundert stammende
Stadtsiegel von Görz, den Grabstein des letzten Grafen
von Görz: Leonhard (XV. Jahrhundert), und endlich durch
eine malerische Ansicht der Stadt Görz in der Gegen-
wart. An diese Schilderung schließt sich ein Artikel über
die Vorgeschichte und kulturelle, beziehungsweise kunst-
historische Entwicklung der Orte Santa Lucia, Aquileja
und Grado. Funde von Idria, römischer Gold- und Silber-
schmuck, eine römische Silberschale aus Aquileja, das
Denkmal der Kurier, die Kanzel im Dom zu Grado, der
Dom von Aquileja und Anderes sind die Illustrationen
zu dieser Schilderung. Den Schluss des Heftes bildet eine
Darstellung der vorhistorischen Zeit Istriens. Die beiden
Illustrationen von prähistorischen Funden aus Vermo und
des Kastelliere (Tumulus) von Pizzughi nebst Funden aus
demselben und die übrigen Abbildungen sind von Karl von
Siegl, Hugo Charlemont und Alfred Zoff. — Liefe-
rung 132 beschäftigt sich mit der Geschichte Istriens und
mit der Darstellung der physischen Beschaffenheit der
Bevölkerung des gesammten Küstenlandes. In die Aus-
führung der zalilreichen Abbildungen haben sich Rudolf
Bernt, Hugo Char1emont und Robert Russ getheilt.
Eines der hervorragendsten Bilder dieses Heftes ist die Dar-
stellung des ruinenbaften römischen Amphitheaters in
Pola. — Die am I. Juni ausgegebene 133. Lieferung
bildet den Beginn eines neuen Bandes: die Schilderung
von Budapest. Maurus Jokai schrieb dazu eine
glänzende Einleitung; Franz Salomon die Geschichte.
Zwei Bilder von der Margaretheninsel (Ruinen des
Klosters) hat Erzherzogin Klotilde gezeichnet, die
übrigen Bilder (Landschaft, Architektur etc.) Theodor
Dörre und Ludwig Rauscher; außerdem enthält das
Heft einige Reproduktionen nach alten Stichen und
Holzschnitten aus dem Budapest der früheren Jahrhunderte.
— In Lieferung 134 schildert der bekannte Staatsmann und
ehemalige Präsident des Abgeordnetenhauses Franz Graf
C0ronini-Cr0nberg das geistige und materielle Leben
der Bewohner von Görz und Gradiska. welches er als
Einheimischer und Landeshauptmann durchaus kennt.
Von den zahlreichen Abbildungen, welche dem Hefte
beigegeben sind, heben wir hervor: die Wallfahrt der
Bewohner von Grado auf Kähnen nach Barbana von
Georg Subic, den Wagen aus einem bäuerlichen Braut-
zug und ein zweirädriges Ochsengefährte von Professor
Johann Subic.
„Shakespeare's" dramatische Werke. Übersetzt
von A. W. von Schlegel und Ludwig Tieck. Im
Auftrag der Deutschen S hakespeare - Gese11schaft
herausgegeben und mit Einleitungen versehen von
Wilhelm Öchelhäuser. Lex-Oktav. Elegant in Lein-
wand gebunden. Mit Holzschnitts-Porträts als Titelbild
Preis M. 3. (! !) — Feine Ausgabe mit Porträt in Licht-
druck als Titelbild: Preis geheftet M. 5. — ; elegant in
Halbfranz gebunden M. 7.— (Stuttgart, Deutsche
Verlags-Anstalt.)
„Kunstbüchlein" gerechten gründlichen Ge-
brauchs aller Freunde der Dichtkunst durch Richard
Kralik. (Karl Konegen, Wien, 1891.)
„Die Urgeschichte des Menschen" nach dem
heutigen Stande der Wissenschaft. Von Dr. Moriz
Hoernes. (Mit über 300 Abbildungen im Texte und
20 ganzseitigen Illustrationen.) A. Hartleben's Verlag.
Wien, Pest und Leipzig. In 20 Lieferungen. Lie-
ferung 2 —5.