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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 16.1892

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Allgemeine Kunst-Chronik. XVI. Bd. Nr. 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.73754#0186
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168 Allgemeine Kunst-Chronik.

Unterlass, und niemals gibt es eine neue Walze. Wer jemals
ein Buch der Schubin gelesen, der wird auch in ihrer
„Gräfin Erika" nur eine alte Bekanntschaft wieder finden,
eine Bekanntschaft zudem von jener Art, die man am liebsten
hat, wenn man so wenig als möglich mit ihnen zu thun
bekommt. Mit solchen fratzenhaften Ausgeburten krank-
hafter Erfindungssucht, wie dieser wahnwitzige Jämmerling
Strachinsky, von der völlig unmöglichen Heldin des Ro-
manes ganz abgesehen, pflegt man nicht gerne geistigen
Verkehr, und es thut einem leid um jede Minute, die man
mit ihnen zubringen muss. Es gehört ein Stück Selbstüber-
windung dazu, ein solches Buch zu Ende zu lesen, ein
Buch von flachster Öde und trostlosester Langeweile, drei
lange, dicke Bände hindurch! K.
Randbemerkungen zu Dr. Wustmann's „Aller-
hand Sprachdummheiten", Untersuchungen über wichtige
Gegenstände der deutschen Sprachlehre von Professor Karl
Erbe. (Stuttgart, A. Bonz.) Dashübsche Büchlein des schwä-
bischen Sprachlehrers hätte einen einladenderen Titel ver-
dient. Wer aber ungeschreckt durch das Ungethüm dieses
Doppeltitels die halb hundert Seiten dieser Schrift durch-
fliegt, wird auf manche richtige Bemerkung stoßen und mit Ver-
gnügen wahrnehmen, dass in sprachlichen Dingen der sinnlich
kräftigere Süden Deutschlands nicht zu Gunsten des Nordens
abzudanken gesonnen ist. Alle Verdienste Wustmann's in
Ehren, aber unfehlbar ist Keiner, und unser Aller Herr
ist das Volle mit seinen Bräuchen, über die es niemand
Rede zu stehen nöthig hat, und mit seinem Geiste, der
sich nicht schulmeistern lässt. L.
Sophie Moleschott, Plaudereien für kleine und
große Kinder. Elsa, ein Kinderleben; Muttertrost. (E. Roth,
Gießen.) Die Frau, die ein unerbittliches Geschick ihrem
gelehrten Gatten und ihren Kindern entrissen, hat mit
diesen zwei Bändchen ein rührendes Andenken auch in
weiteren Kreisen hinterlassen. „Elsa", der Muttertrost, ist
leider erst an dem Tage erschienen, da der durch Krank-
heit verdüsterte Sinn der Mutter den Bruch mit dem Leben
vollzog. Aber welcher heitere Sonnenschein liegt auf den
„Plaudereien", wie trefflich waren dieselben geeignet, in
den Kinderseelen die Erinnerung an die deutsche Heimat
zu pflegen, die Liebe zum neuen Heim in Rom zu wecken!
Und wie ein Gedicht, das nur zu wenig Gesänge erlebte,
muthet uns der liebliche Lebenslauf „Elsas" an, von mütter-
licher Seelenkunde zum eigenen und gewiss auch zum
Tröste vieler anderer Mütter erzählt, die am Grabe eines
Lieblings weinen. L.
„Lieder eines einsamen Spatzen." Gedichte von
Rudolf Sperling. (Dresden, E. Pierson.) Vom Meeres-
strande zur blauen Donau geflogen, pfeift uns der einsame
Spatz gar manches Lied, bald keck, bald gefühlvoll, bald
sinnig, bald neckisch, bald in platter, bald in österreichi-
scher Mundart oder in hochdeutscher Sprache. Gut deutsch
ist sein Empfinden allerwege, ob er die Helden des
Deutschen Reiches, die Schönheiten Wiens, die deutschen
Geistesgrößen preist, L.

Bücher und Zeitschriften.
Erleben wir noch eine Renaissance in der
Malerei? Die Temperatechnik der Meister der Renaissance
und deren Anwendung zum Zwecke der Herstellung von
dauerhaften Gemälden nach ihrer Malweise von Alfons Frei-
herrn v. Pereira-Arnstein. MDCCCLXXXXI.
Schiller's Briefe. Kritische Gesammtausgabe, in
der Schreibweise der Originale herausgegeben und mit An-
merkungen versehen von Fritz Jonas. (Stuttgart, Deutsche
Verlagsanstalt.) Von dem umfangreichen Werke liegt die
erste Lieferung vor. Wir kommen auf die interessante
Veröffentlichung zurück.
„Ohne Dogma." Roman in zwei Bänden von
Heinrich Sienkiewicz: (Stuttgart, Deutsche Verlags-
anstalt, 1892.)
„Weiblichkeit und Erotik." Roman von Anne
Charlotte Leffler (Herzogin von Cajanello). Stuttgart,
Deutsche Verlagsanstalt, 1892.
„Geschichten aus der Unterwelt." Von Heinrich
Noe. (Wien, A. Hartleben.)
„Gedichte eines Ungenannten." Zweiter Theil.
(Norden, Hinricus Fischer Nachfolger.)
„Vorn Haselnussroi'." Zopfete Bloeme-n ond Nüss
von Cäsar Flaischlen. (Stuttgart, G. J. Göschen'sche
Verlagshandlung.)
„Verscherzt." Novelle von M. Ch. Fielt. (Stutt-
gart, Ad. Bonz.)
Anleitung zur Majolikamalerei. Von Julius
Dubovszky. (A. Hartleben's Verlag in Wien, Pest und
Leipzig.)
Das Schlechte als Gegenstand dichterischer
Darstellung. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft der
Literaturfreunde zu Wien von Franz Brentano. (Leipzig,
Duncker & Humblot.)
„Wiener Volkstheater." (C. Daberkow's Verlags-
buchhandlung in Wien.) Band III bringt die Schwänke
und Possen: „Überall Protektion" von Karl Gründorf;
„In tausend Ängsten" von Franz Ivcic ; „A la Klapphorn"
von Wilhelm Wiesberg; „Logische Konsequenzen" von
Ignaz Pauer. Band IV.: Das Volksschauspiel „Der Kampf
um's Recht" von Spanner-Hansen; von Ferdinand Kracher
das vieraktige Volksschauspiel „Maria Theresia und der
Pandurenobrist Trenck", und das Zeitbild desselben Ver-
fassers „Feldmarschall Laudon oder der Krämer von Haders-
dorf".
Staatssäckel und Volkswohl. Betrachtungen über
das Lotto und die Einkommensteuer von Alexander Fischel.
(J. Kunstner, Böhm.-Leipa.)
Die März-Nummer von „Schule und Haus" ent-
hält u. a.: Die sittliche Verrohung der Jugend. Von
A. Liemberger. — Ein Gespräch. Allen Eltern zur
Beachtung empfohlen. Von Emil Brandeis. — Die Ner-
vosität bei Frauen und Mädchen. Von Dr. Karl Reclam. —
Aus der Kinderwelt: Kinderfragen. Von Helene StöckT

BEZUGS-PREISE für die „Allgemeine Kunst-Chronik"
bei directer Postversendung: Ganzjährig 12 fl., bzgsw.
24 M., bzgsw. 30 Fr.; halbjährig 6 fl., bzgsw. 12 Mk.
bzgsw. 15 Fr.; vierteljährig 3 fl. bzgsw. 6 Mk. —
Einzelnummern 60 kr

SCHRIFTLEITUNG UND VERWALTUNG: Wien, III.,
Reisnerstrasse 3 (Reisnerhof).
Sprechstunden von II bis 12 Uhr Vormittags und von 4 bis
5 Uhr Nachmittags.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Dr. WILH. LAUSER.

Druck von CH. REISSER & M. WERTHNER.
 
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