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Allgemeine Literaturzeitung: Supplemente zur allgemeinen Literatur-Zeitung — 1785 (1787)

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Supplemente zur Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1785 - Erste Lieferung
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Supplemente

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Numero i.

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GOTTESGEL AHRTHE1T,
ieNj bey Sebast. Hartl: Kurzgefaßte Anlei-
’· tung zur chrifilichen Sittenlehre·. oder Moral-
theologie nach dem Leitsaden des sür die öfierreichischen
Erblande sesigefetzten Planes. Kers aßt von ßofeph
Lauber, Doktor der Theol. u. oss. Lehrer. Erft, Band.
I Alph. 8. ι/84>
Warum der Verf. es für nöthig gehalten habe,
ein solches Lehrbuch der Moral zu schreiben, scheint
er in der Vorrede sagen zu wollen, wenn er diesemit
der Klage anhebt, dass unßr liebes Kolk über Sachen,
die täglich, die alle Augenblicke in die Ausübung zu
bringen find, dunkle, verwirrte, unvollkommne, felbft
salsche Begriffe habe, und wenn er urtheilt, dass
über diese Art Gegenßände die Menschheit mehr und
ehe ausgeklärt zu werden bedürse, als über Sachen,
die in das gesellschastliche Leben wenig Einssuß haben;
denn es schade ja nicht so gar sehr vieles, wenn der
Bürger, der Handwerker, der Taglöhner, die Ehe-
wirt tiinn, die Tochter im Hause einen falfchen Begriff
vom Pabße, vom Domherrn, vom Rofenkranzbeten
habe', aber es gebe wichtigere Korurtheile und schädli-
chere Irrthitmer, die das Herz angreisen, dem Men-
schen seine Schuldigkeit verbergen, oder verkehrt Vor-
teilen; diefen falle man ehe den Krieg ankündigen;
hier brauchen wir eine Fackel, o! noch eine große Fa-
ckel; die Erde sey mit Bosheit angesiillet, und die Bos-
hasten wißen es selbß nicht — u. s. w. Der Verf. er-
klärt sich aber nicht genauer, auf welche Weise die-
sern von ihm sehr beseufzten Elende durch die Mo-
ral, oder vornehmlich durch seine Moral, gesteuert
werden könne. Einen sesten Plan scheint er sich
daher nicht gemacht zu haben. Der Titel verspricht
ein Lehrbuch für künftige Prediger; die Vorrede
ein Sittenbuch fürs Volk. Keiner von beiden Ab-
sichten ist die Ausführung gemäss; für das Volk
zu gelehrt und abstract, zu wenig seinen Bedürf-
nissen, seinen Begriffen und Umständen anpassend;
für den Gelehrten zu wenig philosophisch, zu ssach
und ungründlich.
Um unfer Urtheil zu bestätigen, wollen wir ei-
nigen Erklärungen , Distinctionen und Beweise aus
dem Eingänge hersetzen. „In dem Menschen ereig-
nen sich zuweilen einige Veränderungen, deren
Grundursachen in ihm seibstgefunden werden; man
A. L. 178j. Supplementband..

heisst ^Handlungen. Die Grundursache einer Hand-
lung findet sich entweder im Körper oder in der
Seele; im erstenFall heisst sie eine körperliche Hand-
lung , im andern eine geisiige. Die geistigen Hand-
lungen werden in der Seele ganz geendiget, oder
sie erstrecken sich auch auf den Körper; die ersterrt
nennt man die innerlichen, die andern aber die äuß
ferlichen. Ferners kommen die Handlungan entwe-
der von der Vorstellungskraft, oder von dem Be-
gehrungsvermögen her; deren die erstein derweit-
schichtigsten Bedeutung der Ferftand, und das
zweyte der Willen heisst. Der Verstand trachteß
nach dem, was wahr ist, der Willen nach dem, was
gut ist. Hieraus folget also, dass die Handlungen
des Willens entweder bloss innerlich, oder auch äus-
serlich sind; innerlich sind sie, wenn hieraus keine
Veränderung im Körper entsteht; dann dazumal
wäre sie äusserlich, so bald diese entstünde. — Was
Ursach ist, das mit der freyen Handlung etwas wahr-
haft vereinbart ist, wird eine Regel der Sitten; jede
freye Handlung, wenn sie in Ansehung ihrer Regel
betrachtet wird, heisst eine sittliche Handlung; und
wenn solche Handlungen überhaupt betrachtet wer-
den, so nennt man sie die Sitten.“ Welche Verwir-
rung in den Begriffen, und welche Unbestimmtheit
bey aller seynsollenden {Genauigkeit in ihrer Ent-
wickelung! — Die Sittenlehre erklärt der Verf. so,
dass es jene Wiffenschast sey, welche lehret, dafs es
mancherley Gattungen der Pflichten gebe. Die chrisi-
liehe Sittenlehre sey einerley mit der theologischen
Sittenlehre, und mit der iittlichen GottesgelahrcheiL·
— Von des Verf. exegetischer Kunst mag es eine
Probe seyn, dass er die Worte Christi: Aus Mofis Stuhl
fitzen die Schristgelehrten, so erklärt: so lange sie
auf dem Lehrstuhl Mosis sitzen, so lange sie das Ge--
setz des Mosis erklären {und ihm getreu bleiben, so
lange müsst ihr thun, was sie lehren. Um» einer
ihm nachtheiligen Conssequenz auszuweichen, bringt
er darauf den ungegründeten dreyfachen Unterfchied
der Mosaischen Gesetze an, und verlieht hier allein die
Moralgesetze, ohne sich beykommen zu lassen , dass
diese nichts anders sind, als Naturgesetze, und dass
also die eine von den angeblichen Quellen der christ-
lichen Sittenlehre, nemlich entweder das A. T. oder
die gesunde Vernunst wegfallen, und nicht neben
der andern, angewiesen werden miisste,
A Allein
 
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