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Allgemeine theologische Bibliothek — 7.1777

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[XXI-XXVII]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22492#0359
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Anlage zur Tugend und Laster. 345
eines gewissen Grades der Stärke, derBegehrungsr
kraft, und kann also schon alle die Begierden nicht
haben und die Handlungen nicht verrichten, welche
diesen Grad erfordern: z. E. Heldenmuth, Patriot
tismus re. hernach ist sie auch unveränderlich in
Ansehung der besondern Beschaffenheit mancher Be-
gierden, und denn kann auch die individuelle von
Jugend auf gehabte Uebung (Erziehung, Umstände)
einen Menschen zu gewissen Begierden, die er wohl
hätte haben können, ganz unfähig machen.
Damit wird nun der Begriff der Tugend
ohne ihn weiter zu entwickeln verbunden. Das
Wesen einer tugendhaften Handlung (fährter fort)
besteht in der freyen Begehrung des Guten und
Verabscheuung des Bösen. Dazu gehört nun
nicht nur eine hinlänglich rührende Erkenntniß wo-
durch die Begierde erweckt wird; sondern es muß
auch in dem Vermögen des Menschen stehen, das
Begehrte zu unterlassen, und es wohl gar zu ver-
abscheuen und das Gegentheil zu thun, und denn
muß auch noch der Gegenstand selbst gut seyn.
Wenn also in dem Menschen eine natürliche Anlage
zur Tugend angetroffen werden soll; so muß die an-
geborne Erkenntnißkraft des Menschen im Stande
seyn, eine solche Erkenntniß hervor zu bringen und
auch nicht hervor zu bringen, sondern wohl sogar
 
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