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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 2 und 3
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Wandgemälde in Konstanz aus dem 14. Jahrhundert, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0046
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eiitnoimnen stnd. )n jene Zeit fallen die großen Streitigkeiten und Späne zwischen
Annsten und Geschlechtern. Veispielsbalber wurden 1429 ain 2Nontag nach 5t. Laurenz
inebrere vor den Rath gesordert, „die zu den alten Geschlechtern von den Aünften
gefreundet batten". öie sagten zwar aus, dasz fie sich iu die adeliche Gesellschaft uicht
verlobt oder verdiugt hätten, sondern nur init iliren Gefippen freundschaftlich verkehrten.
Gs wurden aber etliche gestraft uin sOO j?fund Konstanzer s)fennige, daß sie Geld auf
die Ratze fd. i. das adelige Zunfthaus) gegeben hätten, obwohl dies nicht verboten war.
Die Räthe beschlofsen, datz wer von der Geineinde und den Zünften, Akann oder ^rau,
init den Geschlechtern tanze, steche fd. i. turniere) oder Gesellschaft habe, der solle sO j)fund
j)fennig bützt werden, so oftmals („dik") er dies thue. Ver aber deiu chaus der Aatze
vou den Zünften eine verehrung oder ein Geschenk mache, der solle s j)fund j)fennig
Ronstanzer wäbrung fällig sein (l3. )lugust k429).

Diese lv-atzungen nahinen die Geschlechter als Lchinach auf und verließen den Rath,
und iin cherbste ain cheiligkreuztag gaben sie vor dem kleinen Aath ihr Bürgerrecht auf.
Bischof Gtto III. zog mit den Geschlechtern — nach vsrgeblichen Vermittlungsversuchen
durch Boten und Gesandte der 5tädte Ueberlingen, Badolfzell und Bleersburg, sowie des
5t. Georgenschilds und der 5tädte Ulm, Zürich, der Maldstädte und der vereinigten
5tädte am Bodensee — und mit seinem Lsof und khofgericht nach 5chaffhausen. 5ie
gelobten, in Ronstanz nicht mehr als Bürger, sondern nur als Gäste zu verweileu. Diese
Geschlechter waren urkundlich zugleich die Großhändler des Leinwandhandels. 5ie
wurden Bürger in 5chaffhausen mit großen ^reiheiten. 5chultheiß zählt 51 auf, wovou
sich 9 Zu Botschaftern oder zu Becht nach des röm. Rönigs willen verwsnden ließen. Ls
blieben nur 8 von den Geschlechtern zurück.

Bachdem die Geschlechter entfernt waren, versanunelte der Bath die ganze Gemeinde
im Raufhaus und berichtete ihr, wie ungehorsam die Geschlechter gewesen seien.

Auf dem Beichstag zu Nürnberg auf 5ountag Gculi 1450 sollte der 5treit
geschlichtet werden, allein da der Raiser wegen den Lsändeln mit den Ungarn nicht kommen
konnte, wurde uichts aus dem Bechtstage.

Im selben Iahr tagsatzten die Thumbherren, die Btädte Ulm, Bavensburg, Biberach
auf Bartholomä in Ronstanz, um „diesen 5pan zu richten". Während vier Tagen fuchte
man sich zu einigen und berief auch dis nach 5chaffhaufen übergesiedelten Geschlechter.
Ls kam zu keiner vereinigung. Tine Gesandtschaft an Bischof Gtto III. von Lhochberg
bat ihn um 5chlichtung. 2lm 5amstag nach 5t. Lukas (21. Gctober) kam der Bischof
und gebot den Geschlechtern zu erscheinen, wozu ihnen Ronstanz sicheres Geleit gab.
5ie versammelten sich auf der j)falz. Die 5ache dauerte 10 Tage und zerschlug sich
abermals. Am Alittwoch nach Alartini (15. Bovbr.) sandten die alten und neuen Bäthe
zum Rönig nach Aavensburg; in Ueberlingen verhörte der Rönig dieselben am 5t. Täzilien-
tag, ebenso die Geschlechter. Ver Rönig büßte die 5tadt Aonstanz mit 10000 fl. > 18000 fl.
und hob die Ledergerber- und Leinewsberzunft für ewiglich auf, weil durch sie der
Auflauf gegen den alten Rath und die Iuden entstanden war, aus ihuen durfte keiner
mehr in den Rath gewählt werden; sie sollten sich unter andere Zünfte vertheilen. viele
von diesen Aünften wanderten aus. Diese 5treitigkeitsn und Gsldbußen konnten nur vom
größten Nachtheil auf das gesammte Gewerbswesen sein.

5chultheiß erwähnt deßhalb: „Durch Raiser 5igismunds Aufhebung dieser
beiden Zünfte (nämlich der Gerber- und Leinwandweber 1450) kamen diese Handwerke

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