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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 3.1878

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Köhler, Ulrich: Ueber die Zeit und den Ursprung der Grabanlagen in Mykene und Spata: (gelesen in der Sitzung vom 13. Dezember 1877)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34745#0022

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DIE GRABANLAGEN IN MYKENE UND SPATA

hört auch das Löwenthor, dessen Reliefschmuck, das älteste
Sculpturwerk auf griechischem Boden, in keine Verbindung
mit der Entwickelung der griechischen Kunst gesetzt werden
kann und durch seinen fremdartigen, an asiatische Werke
erinnernden Charakter schon im Alterthum zu der Über-
lieferung Veranlassung gegeben hat, dass das Thor von
fremden, aus Asien eingewanderten Baumeistern errichtet
sei. Man hat daher das Löwenthor von jeher und ohne Wider-
rede der vorhomerischen Zeit zugeschrieben. Nun ist von tech-
nischer Seite mit gutem Grund wie mir scheint bemerkt
worden, dass die Gräber wegen ihrer Lage zum Löwenthor
für älter gehalten werden müssen als dieses und die daran
stossende Mauer und dass das westliche Vorwerk wahrschein-
lich eine Erweiterung des älteren engeren Burgringes sei *.
Wir sind also, wenn die Ansicht begründet ist, dass das
Löwenthor aus der vorhomerischen Zeit stamme, berechtigt,
ja genöthigt die Gräberanlagen in eine Zeit zu setzen, die
vor dem lOten Jahrhundert liegt, d. h. in diejenige Periode,
in welcher nach der Überlieferung die griechische Küste von
fremden Ansiedlern bewohnt war.
Rühren die Grabanlagen in Mykene und Spata von einge-
wanderten Karern her, so hört der Inhalt derselben auf für
uns räthselhaft zu sein. Wenn die Gräberfunde dadurch an
Interesse für die Geschichte der griechischen Kunst verlieren,
so gewinnen sie eine um so grössere Bedeutung für die Völker-
undCulturgeschichte. Bevölkerungsverhältnisse, von denen wir
nur durch einzelne versprengte Notizen Kunde hatten, werden
uns in unerwarteter Weise beglaubigt; eine Culturepoche^
die wir durch den Schleier einer sagenhaften Überlieferung in
unsicheren Umrissen zu erkennen glaubten, wird uns in
handgreiflicher Weise vor Augen geführt. Nur vermöge ihrer

* S. Adler, Arch. Zeitung 1876 S. 194 IT. Der stilistische Vergleich der Grab-
reliefs mit den Reliefs des Loewenthors scheint das hoehere Alter der ersteren
zu bestätigen. Das Prototyp der Säule des Loewenthors unter den Gegenständen
von Spata : 'A8ypKtov Band Vt Heft 3 Taf. V 60.
 
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