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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Graef, Botho: Die Gruppe der Tyrannenmörder und stilistisch verwandte Werke in Athen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0012

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DIE GRUPPE DER TYRANNENMOERDER

der Burg herausfallen und dem Harmodioskopfe nahe stehen
soll; das Uebrige sind mehr allgemeine Beobachtungen, deren
Beweiskraft starken Unterschieden gegenüber nicht all zu gross
angeschlagen werden darf.

Nun ist aber die Anordnung des Haares in kleinen Spiral-
locken über der Stirn eine der archaischen Kunst im allge-
meinen nicht fremde Tracht — sie findet sich beispielsweise
bei dem Giganten vom Schatzhause der Megarer (Ausgr. zu
Olympia IV 18)—wäre sie also auch wirklich dem Typus
der Akropolisfiguren fremd, so könnte das für unsere Frage
nichts beweisen ; sie fehlt aber auch hier nicht ganz, wie wir
unten sehen werden. Vor allem ist aber gerade die Art der
Lockenbildung bei beiden Köpfen eine wesentlich verschie-
dene : es sind nämlich bei dem weiblichen Kopfe der übrigen
Haarbehandlung entsprechend einzelne dicke Bänder von recht-
eckigem Querschnitt, die sich zu Spiralen zusammenrollen,
während der Harmodioskopf bereits einzelne der natürlichen
Form einer Haarsträhne nahe stehende rundliche Löckchen
zeigt, und es ist nicht wohl zu glauben, dass erst der römische
Kopist die letztere aus der ersteren Form abgeschwächt habe,
im Gegenteil sie bedeutet einen starken stilistischen Fortschritt,
den, wie ich glaube, auch die Metalltechnik allein nicht er-
klärt. Weiter giebt Studniczka selbst den archaischen Stil des
weiblichen Kopfes zu: der Künstler mag noch so weit ge-
kommen sein, er steckt jedenfalls noch tief im Archaismus,
das lehrt schon die ganze Struktur des Kopfes, der hohe Schä-
del, die Augenbrauenlinie, welche noch keineswegs der natür-
lichen Gestaltung des Randes der Augenhöhle entspricht, und
das unvermittelt aus dem Gesicht herausspringende Kinn.
Von alle dem zeigt der Hannodioskopf nichts mehr; man mag
noch eine gewisse altertümliche Gebundenheit in ihm finden,
aber man darf ihn doch schon zu den Werken einer entwickel-
ten Kunst, welche die Natur im wesentlichen richtig sieht und
richtig nachbildet, rechnen. Die Kopf-und Schädelform ist
natürlich, dass der obere Augenhöhlenrand richtig betont sei,
bemerkt Winter (Jahrbuch II S. 226), das grosse runde Kinn
 
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