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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Heberdey, Rudolf: Reliefs aus Thessalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0217

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RELIEFS AUS THESSALIEN

Die nahe Verwandtschaft sämmtlicher1 thessalischen Reliefs
zeigt sich vor allem deutlich in der Bildung des Gesichtes.
Besonders charakteristisch ist das stark entwickelte ünterge-
sicht, die schwellenden Lippen, die starke Einziehung zwischen
der Unterlippe und dem weit vortretenden, rundlichen Kinn.
Der Backenkontur wird bis zu dem hochsitzenden Ohre fort-
gesetzt, die Wangen sind flach. Das Auge ruht in einer flachen
Vertiefung; hervorzuheben sind besonders die schmalen, ring-
artig um den Augapfel sich legenden Lider — letzteres eine Ei-
gentümlichkeit, die selbst bei dem so fortgeschrittenen Hermes-
kopfe noch völlig gewahrt ist.

Das Haar bildet meist eine glatte, selten durch wenige ein-
geritzte Linien belebte Masse; plastische Stilisirung desselben
zeigen nur die beiden Mädchen von Pharsalos.

Nicht minder typisch ist die Haltung der Figuren, vor allem
die Art, wie sie stehen. Alle Gestalten treten mit ganzer Sohle
fest auf den Boden auf, setzen, je nach der Richtung, in der
sie gewendet sind, das dem Hintergründe nähere Bein etwas
vor, ohne dass jedoch das eine oder andere deutlich als Stand-
oder Spielbein charakterisirt wäre. Dadurch und durch das
Einknicken der Kniee erhält der o-anze Stand etwas Unsiche-

O

res, Schlotteriges, was besonders bei den schlechter ausgefülrr-
ten Exemplaren hervortritt, (vgl. Polyxena, Vekedamos, den
Reiter aus Larissa Taf. V, 2, den Mann mit dem Vogel Taf.
VI, 2) ohne dass jedoch ein wesentlicher Unterschied zwischen
diesen und den besseren Stelen sich feststellen Hesse. Während
so die Beine streng in Profil gestellt sind, erscheint der Ober-
körper stets ein wenig von vorne gebildet: wieder wird der
jedesmal dem Reliefgrunde nähere Arm- etwas über Schul-
terhöhe gehoben, der andere ungefähr in Leibesmitte vorge-

1 Eine Ausnahmestellung in der folgenden stilistischen Beurteilung-neh-
men natürlich die bereits im Früheren als einer fortgeschritteneren I£unst-
slufe angehörig bezeichneten Re'iefs auf Taf. V und der Hermeskopf; denen
sieb auch Vekedamos anreiht, ein, insofern sich nicht alle hervorgehobenen
Momente, sondern nur einzelne yon ihnen vorfinden. _ -
 
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