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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Szántó, Emil: Zur Geschichte des griechischen Alphabets
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0246

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236

ZUR GESCHICHTE DES GRIECHISCHEN ALPHABETS

durch den Einfluss, den das Bekanntwerden mit einem gleich-
artigen Alphabet ausübt, die Wirkung erzielt werde, dass
ein ungleichartiges Alphabet entsteht, ist wohl wenig wahr-
scheinlich. Auch Taylor’s schöner Versuch, die Identität von
X = / und -f = c (Samech) zu läugnen, kann den Thatsachen
nicht Stand halten und Clermont-Ganneau’s Hypothese ist von
Gardthausen widerlegt worden, der aber in dem positiven
Teile seiner Untersuchung zu künstlichen und vor allem un-

O

beweisbaren Annahmen gelangt ist.

Unter solchen Umständen wird ein neuer Versuch der Lö-
sung wenig willkommen sein. Er sei dennoch gewagt; viel-
leicht trägt er wenigstens dazu bei, die Methode zu finden, mit
welcher das Problem gelöst werden kann.

Man wird zunächst davon ausgehen müssen, dass <$> in der
W ertung von <p beiden Gruppen gemeinsam ist und daher zwar
nicht gleiches Alter mit den phönikischen Buchstaben bean-
spruchen darf, aber doch zu einer Zeit erfunden worden sein
muss, als die Gruppenteilung der Alphabete noch nicht vor-
handen war. Dennoch ist uns ein Zustand griechischen Alpha-
betes erhalten, in welchem das <p noch keinen Platz gefunden
hat, wrenn nämlich das älteste theräische als ein Repräsentant
einer bestimmten Stufe gemeingriechischen Alphabetes ange-
sehen wird. Zu dieser Annahme ist man aber berechtigt, weil
das theräische Alphabet die für die Gruppenscheidung charak-
teristischen Buchstaben überhaupt noch nicht besitzt, das-
selbe also entweder genau in seinem erhaltenen oder doch in
einem nur wenig abw eichenden älteren Zustande, aus w elchem
sich der erhaltene selbständig entwickelt haben müsste, ein-
mal gemeingriechisch gewesen sein muss. Dieses Alphabet
drückt nun, wie bekannt, die Aspiraten durch ®H. KH und
PH, c und <1 durch KM und PM aus. Die völlige Analogie
dieser Zeichen wird durch die Verwendung des ®H für TH.
wie zu erwarten gewesen wäre, gestört, doch bietet diese Ab-
weichung keine ernstliche Schw ierigkeit, da ja sowohl Theta
als auch Tau aus dem phönikischen Alphabet recipirt sind,
also von vorneherein vorhanden waren und daher verwendet
 
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