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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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[Heft 4]
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Wolters, Paul: Das Kabirenheiligtum bei Theben, 4, Die Terrakotten
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0366

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356

DAS KABIRENHEILIGTUM BEI THEBEN

Anfang des fünften Jahrhunderts weist. Die ganze übrige Masse
zeigt Beine, die nicht mit der Form hergestellt, sondern roh
mit der Hand geknetet sind, und sich als längere oder kürzere
ganz schematische Kegel darstelien, die auf jede Wiedergabe
der natürlichen Form verzichten. Bei einigen dieser Figuren,
etwa 30, ist der Leih des Stieres wenigstens noch mit einer
gewissen Sorgfalt in einer zwei.eiligen Form hergestellt, bei
allen übrigen umfasst die verwendete Form nur die Oberseite
von Kopf und Leib; indem nun Bauch und Hals unten ein-
fach flach zugestrichen wurden, wobei dann jede Andeutung
der für den Stier so charakteristischen Wamme wegfiel. ent-
standen Figuren, an Grösse und Güte verschieden, aber alle
von fabrikmässigem, unerfreulichem Charakter, bei denen
schliesslich der dargestellte Gegenstand kaum mehr zu erraten
ist. Es gilt dies besonders von der kleinsten ||twa 70mra lan-
gen) Sorte, von der etwa 6(J0 Stück zu Tage gekommen sind.
Die Beine sind bei denselben zu kleinen, warzenförmigen An-
sätzen verkümmert, die Färbung besteht in einem die ganze
Figur gleichmässig überziehenden Braunrot.

Dass die Rohheit dieser Figürchen keine primitive, son-
dern eine durch massenhafte billige Production verursachte ist.
leuchtet ohne Weiteres ein. Die besseren Exemplare erlauben,
die Entstellung des Typus etwa um 500 anzusetzen; wie lange
die Fabrikation gedauert hat, lässt sich nicht erschliessen. Die
Masse der uns erhaltenen Exemplare gehört natürlich vor die
Zerstörung des 'Heiligtums.

Es sind nun auch noch wenige Exemplare vorhanden, die
ganz ohne Form, nur mit der Hand geknetet sind; da diesel-
ben in ihrem gesammten Aussehn sich offenbar nach dem zu-
letzt beschriebenen billigen Fabrikat richten, so sind auch sie
nicht für primitiv anzusehn. Nur ganz vereinzelte Exemplare,
die sich durch schlanken Körperbau und trotz der primitiven
Herstellung durch sorgfältige Arbeit auszeiclmen,darf man für
wirklich archaisch halten. Es ist aber zu bemerken, dass sich
keine Spur der bekannten ältesten, mit einfachen Firnissstreifen
geometrisch verzierten Figuren gefunden hat.
 
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