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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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Graef, Botho: Das Kabirenheiligtum bei Theben, 5, Gegenstände aus Bronze und Blei
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0378

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368

DAS K ABIR EN HEILIGT UM BEI THEBEN

aus Bronze zu Tage gekommen sind, recht spärlich sind. Las-
sen sich doch selbst in jener Gruppe archaischer Tiere, wie
sie für Olympia den entwickelteren, für unsere Funde den
älteren Stil repräsentiren, Übereinstimmungen, wie sie irgend
für kunsthistorische Folgerungen verwertbar sein könnten,
nicht nachweisen1. Es müssen also zunächst die Tiere aus
dem Kabirentempel als eine besondere Gattung angesehen
werden, und es ist zum mindesten sehr wahrscheinlich, dass
sie einer lokalen Fabrik entstammen, wie sich aus der Betrach-
tung derjenigen Tiere ergieht. welche nach Absonderung der
eben besprochenen Gruppen als grosse Masse übrig bleiben.
Es sind durchweg gegossene Tiere, die eine ziemlich einheit-
liche Entwickelung zeigen. von den rohesten und primitivsten
Anfängen der Gusstechnik an bis zu ganz entwickelter und
freier Bildung, in den jüngsten und besten Exemplaren zum
Teil wahre Kabinetstücke an Feinheit und zierlicher Sorgfalt
aufweisend, wie wir sie ähnlich nur auf einem anderen Ge-
biete böotischer Kleinkunst finden, bei den Terrakotten von
Tanagra. Und wenn ich auch schon in den ältesten unserer
Bronzen denselben Sinn für massvolle und gefällige Gestal-
tung in höherem Grade zu erkennen glaube, als bei gleichent-
wickelten anderer Fundorte — der S. 366 abgehildete Bronze-
stier ist noch keineswegs der sorgfältigste seiner Gattung —
so stimmen auch hierzu die Erzeugnisse älterer böotischer
Töpferei, wie die Vasen aus Pyri, und neuere Funde aus ta-
nagräischen Gräbern bestätigen diese Auffassung in ganz über-
raschender Weise.

Die Entwickelung des Stiles geht in Bronze und Blei durch-
aus parallel, ja es finden sich Stücke von so übereinstimmen-
der Bildung, dass man an identische Modelle oder doch sicher
an dieselbe Werkstätte zu denken haben wird. Die auf S. 369 f.
abgebildeten Stücke mögen die Entwickelung von dem rohe-
sten gegossenen Tier einige Stufen aufwärts veranschaulichen.

1 Auch die Bronzen aus Dodona haben mit den unsrigen nichts gemein.
Uber einen den unseren verwandten Stier von der Akropolis siehe unten.
 
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