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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 15.1890

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[Heft 4]
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Dörpfeld, Wilhelm: Der Alte Athena-Tempel auf der Akropolis, 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.29171#0436

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426 DER ALTE ATHENA - TEMPEL AUF DER AKROPOLIS

soll dies sogar sein amtlicher Name gewesen sein. Hier liegt
der Kernpunkt der Lolling’schen Abhandlung, denn alle seine
anderen Resultate sind die Folge dieses Grundsatzes. Überall,
wo er in Inschriften oder bei Schriftstellern ein Hekatompedon
oder einen Hekatompedos findet, versteht er darunter ohne
Weiteres den alten Athena-Tempel. Diesen Grundsatz haben
wir demnach näher zu untersuchen. Erweist er sich als rich-
tig, so müssen die bisherigen Anschauungen über die Tempel
auf der Burg in manchem Punkte abgeändert werden ; erweist
er sich aber als unrichtig, so ist dem ganzen Aufsatze Lolling’s
die Grundlage entzogen, die meisten seiner Folgerungen fallen
dann von selbst zu Boden.

Die Übergabe-Urkunden der heiligen Schätze der Athena
wurden im 5. Jahrhundert auf drei nach den Aufbewahrungs-
orten der Schätze gesonderte lnschriftsteine geschrieben, ln
jeder Verwaltungsperiode wurden drei Inventare angefertigt,
von denen das eine die iv tö Tupövscp, das andere die h tö veö
tö £x,<xTop-RreSto und das dritte die sv tw TrapöevcTm aufbewahr-
ten Gegenstände enthielt. Man nahm bisher allgemein an,
dass mit diesen Namen drei Räume des grossen Tempels (des
Parthenon) gemeint seien.

In welcher Weise die drei Namen auf die einzelnen Teile
des Tempels zu verteilen seien, darüber gingen allerdings die
Ansichten auseinander. Die Einen (z. B. Michaelis) glaubten,
dass der Proneos der östlichen Vorhalle, der Neos Hekatom-
pedos der hundertfüssigen Ostcella und der Parthenon dem
Mittelschiff dieser Ostcella entspreche. Andere (z. B. Ussing)
waren dagegen der Ansicht, dass mit dem Proneos die östliche
Vorhalle, mit dem Neos Hekatompedos die östliche hundert-
füssige Cella und mit dem Parthenon die grosse Westcella
gemeint sei. Lölling stellt nun die neue Hypothese auf, dass
der Proneos die östliche Vorhalle des grossen Tempels, der
Neos Hekatompedos der gesammte alte Tempel und der Par-
thenon die Ostcella des grossen Tempels sei. Das Hinterhaus
des letzteren soll in den älteren Tnventaren nicht Vorkommen.
Bestimmte Beweise für diese Sätze giebt Lölling nicht. Er be-
 
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