Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Blinkenberg, Christian: Epidaurische Weihgeschenke, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

CHR. BLINKENBERG

kleinerten Nachahmungen, sondern mit Gegenständen natür-
licher Grösse zu thun haben; denn sonst würden die steinernen
Nachbildungen, die von verschiedenen Personen herrühren,
doch wol grössere Verschiedenheit aufweisen. Es waren eben,
wie sich heraussteilen wird, Tische, die wirklich gebraucht
werden sollten. Dass sie aus Stein statt aus Holz gemacht
werden, findet durch die Aufstellung unter freiem Himmel
genügende Erklärung. Den modernen Tischen an Grösse weit
nachstehend, stimmen sie mit den antiken, wie diese uns durch
Vasenbilder bekannt sind, so ziemlich überein.
Wozu sie bestimmt waren, ergiebt sich aus der näheren
Betrachtung der Vorrichtungen auf der Oberfläche. Dass die
bei allen vier Stücken wiederkehrenden eingearbeiteten Fur-
chen nicht nachträglich gemacht sind, ersieht man bei Nr. 1
schon daraus, dass die Inschriften darauf Bezug nehmen. In
der Erklärung muss von dieser Vorrichtung, die also mit der
Bestimmung der Tische zusammenhängt, ausgegangen wer-
den. Es lässt sich meines Erachtens nur entweder an Rechen-
oder an Spieltische denken, und zwar fällt die erstere Mög-
lichkeit weg, wenn man in Betracht zieht, dass die erhalte-
nen Exemplare aller Wahrscheinlichkeit nach nur einen Teil
der einst vorhandenen darstellen; es wäre nicht einzusehen,
wozu eine grössere Zahl von Rechenbrettern gedient haben
sollten L Das Hieron war ja kein mathematisches Institut. Da-
gegen ist eine Mehrbeit von Spieltischen an einer von vielen
miissigen Leuten besuchten Stelle sehr wol verständlich. Dass
die Heiligkeit des Orts nach 'griechischen Vorstellungen durch
das Spielen nicht gefährdet wurde, braucht nicht des näheren
ausgeführt zu werden 1 2.
1 Es ist ausserdem noch zu bemerken, dass das Rechenbrett, wie wir es
aus dem salaminischen Exemplar kennen, anders gestaltet war (Rangabe,
Antiquites helUniques II Taf. 19; vgl. Pauly-Wissowa, Realencyclopädie,
und Daremberg-Saglio, Dictionnaire unter abacus. Arch. Anzeiger 1890 S.
144, 61. Arch.-epigr. Mittheilungen XX S. 91, 24 (Wilhelm).
2 Ausserdem kann auf die bekannte Nachricht vom Heiligtum der Athena
Skiras (s. Preller-Robert, Griechische Mythologie I S. 205) verwiesen wer-
den.
 
Annotationen