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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Zahn, Robert: Vasenscherben aus Klazomenai
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0052

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40

R. ZAHN

Die Scherbe zeigt ein ausgespartes Bildfeld; über ihm, durch
zwei Firnisstreifen getrennt, den Rest einer anderen Darstel-
lung.Deren Ebene stösst in stumpfem Winkel an die Ebene des
unteren Bildfeldes. Das Gefäss war also eine Hydria.
Auf einem Throne, dessen Sitz durch eine schwarz gemalte
Sphinx mit weissem Streifen am Flügel gestützt wird, sitzen
nach links gewandt ein bärtiger Mann und eine Frau. Das Auge
des Mannes ist, wie bei den anderen Personen, länglich ge-
bildet. Er trägt einen kleinen Schnurrbart, der wie aus der
Nase herauswachsend gezeichnet ist, und einen Vollbart, der
eigentümlich in die Wange hinein vorspringt. Bekleidet ist
er mit einem langen jschwarzen Chiton, der nur unten zum
Vorschein kommt, und einem Mantel, der mit Ausnahme des
die linke Schulter und den Oberarm bedeckenden Teiles rot
gemalt ist. Beide Kleidungsstücke sind mit weissen Sternchen
verziert. Um den Hals hat er ein Band. Die Frau zu seiner
Rechten trägt ein rotes Gewand mit weissen Sternchen—es
soll wol auch der Mantel sein—ein Halsband, einen runden
Ohrring mit eingezeichnetem Kreuz und eine weisse Binde
im Haar. Die Haltung der Hände beider Figuren deutet auf
heftige Gemütsbewegung.
Vörden Sitzenden steht ein bärtiger Mann. Sein Schnurr-
bart ist wie bei dem andern Manne gezeichnet, am Vollbart
ist der Firniss teilweise abgesprungen; er hatte offenbar
auch die erwähnte charakteristische Form. Mit der linken
Hand fasst dieser Mann ein Kerykeion, mit der rechten hält
er den Sitzenden ein Thymiaterion vor. Noch kräftiger als
bei den anderen Figuren spricht sich seine Erregung durch
die plötzliche Wendung des Kopfes aus. Seine Tracht besteht in
einem schwarzen Chiton mit kurzen Ärmeln und einem roten
Mantel. Der Chiton war auch mit weissen Sternchen ge-
schmückt; der Ärmel ist geknöpft zu denken, er lässt das weisse
Fleisch an einigen Stellen durchschauen1. Der Mantel ist un-

1 Vgl. die Zeichnung der Ärmel auf den Scherben Jahrbuch 1895 S. 41
Fig. 4. 44 Fig. 7; Antike Denkmäler II Taf. 21, 1.
 
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