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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
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Pollak, Ludwig: Priamos bei Achill
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0189
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PRIAMOS BEI ACHILL

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tische und in der Hand des Libirenden figuriren, und von
besonderer Wichtigkeit ist das Phineusbild der Hydria bei
Stackeiberg, Gräber der Hellenen Tat’. 38, auf dem die nach
links eilenden Harpyien nach Flasch (Arch. Zeitung 1880 S.
140), lange Fetzen , wol Fleischstücke halten, während das
Brot auf dem Tische vorPhineus ganz entschieden rund ist. In
zwei weiteren Phineusdarstellungen auf den londoner Vasen E
291 und 302, Arch. Zeitung 1880 Taf. 12, 1,2 hat Walters
im Catalogue of the Greek and Etruscan vases 111 auf
dem Speisetischchen 'purple meat and flowers' erkannt. Ei-
nen weiteren Beleg für die Richtigkeit der hier ausgesproche-
nen Ansicht bietet das Bild einer schwarzfigurigen, ziemlich
sorgfältig ausgeführten Oinochoe, die ich bei einem römi-
schen Antiquar im Jahre 1896 sah und im Folgenden be-
schreibe. Ein bärtiger bekränzter, nach rechts stehender
Mann mit weissem Schurze um die Lenden hält mit der Lin-
ken eine auf einer säulenähnlichen niedrigen Basis liegende
Schweinskeule, welche mit beiden Händen ein ihm gegenüber
stehender Jüngling ergriffen hat. Der ältere Mann schwingt
mit der Rechten das lange Messer und ist im Begriffe auf die
Keule einzuhauen, unter der eine grosse Amphora mit Stan-
genhenkeln steht. Hinter dem Fleischstocke steht ein Tischchen
mit drei herabhängenden zackigen Stücken, welche in der Mitte
je eine von oben nach unten laufende geritzte Linie zeigen,
also durch den Zusammenhang evident als Fleischstücke cha-
rakterisirt sind. Die Scene spielt im Freien, wie ein jenseits
des Tischchens sich erhebender Baum, an dem die zweite
Keule hängt, lehrt. Die Bekränzung des bärtigen Mannes legt
den Gedanken nahe, dass uns hier vielleicht ein Ausschnitt
aus dem Bilde eines feierlichen Males oder Opfers geboten
wird, wie wir ihm z. B. im Friese von Gjölbaschi1 begegnen.
Rom, im Februar 1898.
LUDWIG POLLAK.
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4 Benndorf, Heroon von Gjölbaschi-Trysa Taf, 16 S, 167 f.
 
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