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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Stierfang auf einem ägyptischen Holzgefäss der XVIII. Dynastie
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0256

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244

F. VON BISSING

Die Leiste, die den Deckel aufnahm, ist gleichfalls mit ei-
nem etwas modificirten Stabband geschmückt.
Die breite Bildfläche wird auf Carters trefflichem Aquarell
scheinbar durch die Leiste zerschnitten, läuft aber natürlich
um das Gefäss als ein einziges Bild herum. Leider hat die
Lücke, wie wir sehen werden, wichtige Teile des Bildes zer-
stört.
Wir sind im Freien : Gräser und Pflanzen mit dicken, safti-
gen Stengeln, wie sie am Rand der Wüste wachsen, spriessen
am Boden. Nach rechts hin sprengt ein starker Stier mit zwei
kräftigen Hörnern1 und hoch im Bogen erhobenem Schwanz. Er
senkt den Kopf wie zum Angriff. Mit wenigen Strichen ist die
Hautfülle an Hals und Wamme und die Zeichnung am Rücken
wiedergegeben. Unter dem Stier liegt nach links ein Mann auf
dem Bauch. Er streckt beide Arme vor. Seine Füsse hat der
Künstler aus Raummangel weggelassen. Ein zweiter, eben-
solcher Mann erscheint in der Luft über dem Stier. Sein Ober-
körper und der Kopf sind etwas abwärts geneigt, seine rechte
Hand liegt am Hals des Stieres. Von einem dritten Mann ist
vor dem Stier nur der eine ausgestreckte Unterarm und das
Gesicht erhalten. Falls man auf den Umstand Gewicht legen
darf, dass sein Kopf im Verhältniss zum Stier ein gut Stück
höher erscheint, als der des Liegenden, wird man sich den
Mann niedergeduckt, nicht ausgestreckt liegend denken.
Die beiden vollständig erhaltenen Männer sind nur mit ei-
nem eng anliegenden, ziemlich langen, nach hinten abge-
schrägten Schurz bekleidet, den an den Hüften ein Gurt ab-
schliesst. Er scheint gestreift oder in dünne Falten gelegt. Beide
tragen kurzes, das Ohr frei lassendes Haar, der obere einen
Schopf.
Jenseits der Lücke, in der unter anderm der Körper des
dritten Mannes dargestellt war, läuft nach rechts eine Anti-
lope mit gewundenen Hörnern, von der nur das Vorterteil er-
halten ist. Über ihr springt eine junge Antilope oder Gazelle

' Über die Zahl lässt das Original keinen Zweifel.
 
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