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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Rubensohn, Otto: Kerchnos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0288

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276

O. RUBENSOHN

Betrachtung ergeben. Die grösste Schwierigkeit für die Inter-
pretation der Stelle 478 d bilden die einleitenden Worte μετά
δέ ταυτα. την τελετήν ποιεί καί αίρει τα έκ της θαλάμης και νέμει
οσοι άνω το κέρνος περιενηνοχότες. Wielfach ist versucht worden
an den Worten herumzubessern, besonders gegen άνω sind
verschiedentlich Bedenken geäussert worden und man hat
versucht, es durch Conjectur zu beseitigen. Sehr mit Unrecht,
denn dem Wort kommt hier, wie es scheint,eine ganz beson-
dere Bedeutung zu. Kaibel hat die Stelle unverändert gelas-
sen und damit wol das Richtige getroffen. Es ist zu περιενηνο-
χότες ein είσί zu ergänzen. Dann heisst die Stelle: Darauf voll-
zieht er (ein Priester), oder sie, (eine Priesterin) die Weihe
und nimmt das aus dem Gemach (man kann auch Kapelle
oder Adyton verstehen) und verteilt es an alle die, welche
den Iverchnos oben herumgetragen haben. Mit άνω kann ent-
weder ein oberer Raum, etwa das obere Stockwerk in einem
Gebäude angedeutet sein, in dem die Caeremonie mit dem
Iverchnos vor sich gegangen wäre, oder es wird damit auf die
Art des Tragens des Kerchnos hingewiesen, den man, wie
wir des weiteren sehen werden, bei der entsprechenden Kult-
handlung auf dem Kopf befestigt trug. Das muss sich aus dem,
was bei Polemon vorausging, ergehen haben. Leider können
wir das heute nicht mehr feststellen, da die Stelle von Athe-
naios so aus dem Zusammenhang gerissen hergesetzt ist.
Wäre dies nicht der Fall, wüssten wir was Polemon in den
unserer Stelle vorausgehenden Sätzen gesagt hat,so wären wir
wahrscheinlich auch im Stande ohne weiteres anzugeben, im
Dienste welcher Gottheit die τελετή gefeiert wurde, von der
hier die Rede ist. So sind wir auf Vermutungen angewiesen,
und man hat bisher dem Vorgehen Lobecks folgend mit dem
Kerchnos die Telete, die hier genannt ist, in den Kult der
Rhea-Kybele verwiesen1 Man glaubte sich hierzu umsomehr
berechtigt, als bei den Kulthandlungen die θαλάμη eine Rolle
spielt, von der man zu wissen glaubte, dass sie die eigentüm-

' So z. B. Stengel, Kultusaltertümer S. 70, 16.
 
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