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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Rubensohn, Otto: Kerchnos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0317

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ICERCHNOS

305

Ringe einst selbständig bestanden oder den Randstreifen eines
Kerchnos gebildet haben. Dass es ein merkwürdiger Zufall
wäre, wenn beide Ringe so in ganz gleicher Weise von den
zugehörigen Gefässen abgebrochen wären, ist freilich zuzuge-
ben. Man hätte dann aber vielleicht anzunehmen , dass die
fertigen Ringe mit den Gefässen darauf an die Kerchnoi ange-
setzt worden seien. Von den gewöhnlichen Gefässringen, über
die zuletzt Löschcke beim Winckelmannsfest des Vereins von
Altertumsfreunden im Rheinlande 1897 gesprochen hat1, un-
terscheiden sich die eleusinischen Ringe vor allem durch die
grössere Anzahl von Gefässchen, welche sie einmal getragen
haben. Die Gefässchen stehen so eng auf den Ringen und diese
haben einen so grossen Durchmesser, dass wir leichtlich auf
dieZahl von 8-10 Kotyliskoi für jeden der Ringe kommen, also
etwa auf dieselbe Zahl, wie die der Kotyliskoi auf dem oben
S.283 betrachteten Kerchnos. Es ist daher nicht unwahrschein-
lich,dass diese Ringe zu den Kerchnoi zu rechnen sind. Rildeten
sie aber den Randstreifen von Gefässen ähnlich den betrachte-
ten, so können wir auch einen Einblick in die Entstehung
der Form des Kerchnos thun. Der Kerchnos ist vielleicht aus
einem solchen Ring und der von ihm umschlossenen Vase
zusammengewachsen.
Ist das Gesagte richtig, so bekommen wir einen äusseren
Anhalt für das Alter der Kerchnoscaeremonie, denn die bei-
den Ringe können wir nach ihrer Technik nur einer recht
frühen Periode der Vasenfabrikation zuschreiben, und jeden-
falls sind sie durch einen weiten Zeitabstand von den be-
trachteten Kotyliskoi getrennt. Jedoch auch ohne diesen An-
halt können wir der Kultushandlung mit dem Kerchnos ein
hohes Alter aus der einfachen Erwägung heraus anweisen,

1 Vgl. Berliner philol. Wochenschrift 1898 S. 222. Duhn (Der griechi-
sche Tempel in Pompeji Anm. 31), der die Kerchnoi mit den Gefässringen
zusammenstellt, hat alle diese als Lampen aufgefasst, wodurch nur die
Kotyliskoi, nicht das eigentliche Gefäss verständlich würden. Puchsteins
Bemerkungen (Jahrbuch 1896 S 73 Anm.) erledigen sich durch die oben
S. 280 angeführten Funde auch an anderen Stellen.
 
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