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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
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Rubensohn, Otto: Kerchnos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0318
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306

0. BUBENSOHN, KERCHNOS

dass eine Caeremonie wie diese, deren Spur sich auf einer
Inschrift des fünften Jahrhunderts findet (oben S. 273 ),
jedenfalls beträchtlich älter sein muss als die Inschrift selbst.
Die Kerchnophorie in Eleusis ist nicht eine Schöpfung einer
jüngeren Epoche sondern hat sich herausgebildet wie die übri-
gen Begehungen und Gebräuche der Mysterienfeier spätestens
in derZeit der grossen Reformen der solonisch - peisistratei-
schen Epoche, in der die Mysterien von Eleusis die Ausstat-
tung erhalten haben, in der sie das Altertum kannte1 *.
Athen, März 1898.
0. RUBENSOHN.

-»Η3-—Φ

1 In wie weit der Kerchnos auch in anderen Kulten verwendet worden
ist,soll hier nicht weiter erörtert werden,zumal es auch an Material gebricht.
Dass der Kerchnos in den Kybelekult Eingang gefunden hat, ist schon oben
ausgesprochen worden. Zu den dort ( S. 271 f.) angeführten litterarischen
Zeugnissen ist noch hinzuzufügen ein monumentales,eine Münze von Smyrna
Cat. of Greeh coins, Ionia, Taf. 25, 3, deren Revers ein kraterartiges Gefäss
mit Deckel zeigt. Drechsler in Roschers Lexikon II S. 2862 nimmt dieses
Gefäss als Kernos in Anspruch. Wie ich glaube mit Recht. Auf einigen
Exemplaren des hiesigen Miinzkabinets, die mir Herr Dir. Svoronos nach-
wies,steht dies Gefäss auf einem Dreifuss. Andere Exemplare des gleichen
Typus zeigen statt des Gefässes auf dem Dreifuss einen Kalathos. Auch hier
wechseln also wie auf den eleusinischen und athenischen Münzen diese bei-
den Kultusinstrumente mit einander ab. Vielleicht fand der Kerchnos auch
im Asklepiosdienst Verwendung. In dem Schatzverzeichniss aus dem atheni-
schen Asklepieion C.I. A. II, 766 findet sich Zeile 19 als Weihgabe eines
Philon verzeichnet: κερχνίον αστατ(ον) χρ[υ]σω άλυσιω δβδεμ-ε(νον), στα9ρ(όν) έπι-
γέγραπται hC und weiter Zeile 23 unter den Weihgaben einer Menippe ein
κερχ_νίον έν πινακίω αστατον. Dass wir unter diesen κερχνία eine Art kleiner
Kerchnoi zu verstehen haben, scheint mir nicht unmöglich. Bei der Viel-
deutigkeit der Worte κέρχνη und κέρχνος ist es aber sehr wol erlaubt, hier
auch an eine andere Deutung für κερχνίον zu denken.
 
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