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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Wiegand, Theodor: Das Theater zu Priene
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0324

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312

TH. WIEGAND

Nicht minder wichtig ist das bisher öfters bezweifelte hohe
Alter des steinernen Proskenions. seine gleichzeitige Entstehung
mit den übrigen Teilen des Theaters und seine vortreffliche,
alle Masse mit grösster Genauigkeit überliefernde Erhaltung.
Endlich ist der Umbau der griechischen in eine römische
Anlage von entschiedenem , durch Dörpfeld bereits hervor-
gehobenem Interesse (Athen. Mitth. 1897 S. 458). Die be-
kannte vitruvische Vorschrift, wonach die römische Bühne
nur 5 Fuss hoch sein solle, ist hier nicht befolgt, man hat
vielmehr auf einer fast doppelt so hohen Bühne gespielt,
da man es ohne Skrupel vorzog, die schöne, aus hellenisti-
scher Zeit vorhandene, allerdings vier Fuss höhere Anlage zu
benutzen,die nur oben erbreitertzu werden brauchte. Freilich
kamen dabei die im untersten ,Theaterraum sitzenden Zu-
schauer , und gerade die Ehrengäste der Proedrie, recht
schlecht weg, ein Übelstand, dem man wenigstens für die letz-
teren durch die Schaffung einer neuen Ehrenbank in der
fünften Reihe, in Augenhöhe der römischen Bühne, abhalf.
Wie sehr sich später die Aufmerksamkeit auf diese Bühne
richtete, beweist nichts deutlicher als die Verwandlung der
beweglichen Proskenion-Pinakes in nüchtern bemaltes, un-
bewegliches Gemäuer.
o
Jedem Betrachter des Skenengebäudes in seiner jetzigen Ge-
stalt muss sich sofort die Frage aufdrängen: Warum errichtete
man die römische Bühnenwand nicht auf der Stelle, wo sich
die obere hellenistische Skenen - Vorderwand erhob, warum
rückte man sie vielmehr 2m zurück, wodurch neue Funda-
mentirungen nötig wurden? Der Grund ist klar. Trotz der
eingetretenen Vereinfachung der Spielweise fand man den
Raum über dem Proskenion zu schmal für eine allen Anfor-
derungen genügende Bühne.
Genügte aber in römischer Zeit die Proskenionbreite nicht,
so wäre sie in hellenistischer Zeit ebenfalls unzureichend für
eine ständige Bühne gewesen. Also befand sich damals der
gewöhnliche Spielplatz nicht dort oben. Es bleibt nur die Or-
chestra. Wäre es anders gewesen, so hätten die hellenistischen
 
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