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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0340

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3·? 8

W. DOERPFELD

hellenistischen Theater Kleinasiens waren damals noch un-
bekannt.
Da sowol die hellenistischen Theater Griechenlands und
Kleinasiens wie auch die etwas jüngeren, hauptsächlich in
Kleinasien vorkommenden Theater, die wir kurz kleinasiati-
sche nennen, von Vitruv als 'griechische’ bezeichnet werden
konnten, so liess sich nicht ohne Weiteres sagen, welchen der
beiden Typen der römische Architekt unter dem theatrum
Graecorum gemeint habe. Eine Entscheidung konnte auf ei-
nem doppelten Wege herbeigeführt werden, einmal durch eine
genaue Vergleichung der von Vitruv für sein griechisches Thea-
ter gegebenen Regeln mit den Eigentümlichkeiten der beiden
Typen, und sodann durch eipe Untersuchung über die zur
Zeit Vitruvs in Rom bestehenden Theaterarten. Denn von
vorne herein war es mindestens wahrscheinlich, dass Vitruv,
indem er Vorschriften zur Ausführung von Bauwerken gab,
nicht nur unter dem lateinischen, sondern auch unter dem
griechischen Theater einen in Rom üblichen, von dem ein-
heimischen Theater abweichenden Typus verstand. Wie jene
Entscheidung aber auch ausfallen mochte, auf keinen Fall war
es noch gestattet, ohne Weiteres vorauszusetzen oder sogar als
feststehende, keines Beweises bedürfende Thatsache hinzu-
stellen, dass Vitruv mit dem theatrum Graecorum nur den
einen der beiden griechischen Typen, nämlich das hellenisti-
sche Proskenion-Theater gemeint haben könne.
Eine Vergleichung der vitruvischen Vorschriften über das
theatrum Graecorum mit den Einrichtungen des 'hellenisti-
schen’ Theaters einerseits und des 'kleinasiatischen’ andrer-
seits führte mich zu dem Resultate, dass letzteres diesen Re-
geln und Angaben besser entspreche als ersteres,und also auch
grösseren Anspruch darauf habe, das theatrum Graecorum
Vitruvs zu sein. Das spätere Theater Kleinasiens bot vor Allem
den grossen Vorzug, dass es auch in jenem wichtigen Punkte,
in dem Vitruvs Aussage mit dem hellenistischen Theater nicht
in Einklang zu bringen war, nämlich in dem Vorhandensein
einer hohen Bühne für die Schauspieler,seinen Regeln unzwei-
 
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