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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Drerup, Engelbert: Ein athenisches Proxeniedekret für Aristoteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0383

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Ein athenisches proxeniedekRet fuer Aristoteles

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Altertum es genügt, auf die urkundlichen Beilagen von Pseu-
do-Plutarchs Leben der zehn Redner zu verweisen. Dem Ken-
ner der attischen Urkundensprache wird auch gleich die eine
oder andere Formel athenischer Ehrendekrete in den Sinn ge-
kommen sein, wennschon der Übersetzer manches offenbar
nicht verstanden hat und besonders über den staatsrechtlichen
Termini technici gestolpert ist. Überhaupt hat der Araber,
dessen Aristoteles - Vita auch nur durch ein syrisches Mittel-
glied auf die griechische Vorlage zurückgeht, garnicht beab-
sichtigt, das Dekret in streng wörtlicher Übersetzung wieder-
zugeben, da ihm die nüchterne Form des Kanzleistiles wenig
zusagte. Zudem ist der arabische Text kritisch keineswegs
gesichert, und darum könnte es aussichtslos erscheinen, wenn
man hiernach den Wortlaut der griechischen Urschrift re-
konstruiren wollte. Indessen: der Schematismus der attischen
Kanzleisprache ist so fest umschrieben , dass wir mit einem
gewissen Vertrauen den Versuch machen dürfen, das Original
wieder zu gewinnen, wenn wir uns damit bescheiden wollen,die
ständigen Formeln der athenischen Ehrendekrete in der Bear-
beitung des Arabers aufzuspüren. Je weiter dieser Versuch uns
führt, desto grösser wird der historische Wert unseres Doku-
mentes werden, der sich nur in einer Zusammenstellung mit
den gleichartigen Psephismen völlig erschöpfen lässt.
Die Beziehung der Urkunde auf den Philosophen Aristote-
les wird ausser Zweifel gesetzt durch die offizielle Benennung
Αριστοτέλης Νικορ,άχου Σταγειρίτης, die dem Gebrauche der
attischen Dekrete entspricht. Die Ehrung des Aristoteles nun
ist zweimal Gegenstand der Verhandlung in der athenischen
Volksversammlung gewesen : einmal als man ihm für seine
Bemühungen bei KönigPhilippos eine öffentliche Auszeichnung
zuerkannte, zum anderen , als man ihm diese Ehrung er-
neuerte, die auf Betreiben des Iiimeraios kassirt worden war.
Bei dieser letzteren Gelegenheit aber wurde beschlossen, 'was
von Lob des Aristoteles dem glich, was auf der ursprüngli-
chen Säule gestanden hatte’ (oder nach Steinschneider: 'sie
schrieben darauf dasselbe Loh des Aristoteles, welches auf der
 
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