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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Wolters, Paul: Prähistorische Idole aus Blei
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0476
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464

P. WOLTERS

griechische Gräber’, die sichtlich einige Zeit später,vielleicht
erst kurz vor der Herausgabe der Aufsätze (1855) niederge-
schrieben ist1. Hier sagt Ross, dass ihm solche Idole aus
Marmor, einige auch aus Blei auf den griechischen Inseln
öfter vorgekommen seien. Wenn wir nicht annehmen wollen
— wie ich that — dass er hier aus ungenauer Erinnerung
rede, würden wir allerdings sein Zeugniss dafür anerkennen
müssen, dass er mehr als nur ein solches Idol aus Blei ge-
sehen, und uns nur wundern, dass er über diese seltene und
ungewöhnliche Klasse nicht etwas genauere Nachricht zu ge-
ben für gut befunden hat. Da aber die Verwendung von Blei
nicht unmöglich ist, lässt sich auch die Möglichkeit nicht aus-
schliessen, dass Ross buchstäblich genau geredet hat.
Aber damit ist für das fmlaysche Figürchen noch nichts
gewonnen. Es kann nicht echt sein. Denn erstlich fehlt jede
Patina, die wir doch unbedingt voraussetzen müssten , und
zweitens stimmt es in allen Formen zu genau mit den mar-
mornen Exemplaren überein. Es hat, wie diese fast ausschliess-
lich, ein ganz flaches Gesicht, ohne Angabe von Augen und
Mund ; nur die Nase ragt als kleine Erhebung hervor. Bei den
marmornen Exemplaren sind Augen und Mund und noch
manche andere Einzelheiten fraglos mit Farbe angedeutet ge-
wesen2; bei dem bleiernen war das nicht möglich, bei ihm
war deshalb eine plastische Ausgestaltung unumgänglich nö-
tig. Dass diese fehlt beweist, dass der Fälscher sich sklavisch
an sein marmornes Vorbild hielt. Auf Grund gleicher Über-
legung müsste man das von Walpole veröffentlichte Exem-
( Es ist mir wahrscheinlich, dass diese Übersicht, die neues Material
nicht heibringt, und hauptsächlich die durch Pasch van Krienens Berichte
verwirrte Fragestellung nach dem Alter dieser Gräber klären soll, geschrie-
ben ist, als Ross sich mit der Absicht trug, des Grafen Buch neu abzu-
drucken; das war aber grade 1855, vgl. L. Ross, Graf Pasch van Krienen
S, VI.
2 Ich verweise dafür auf Athen. Mitth. 1891 S. 46 ff., Blinkenberg,a.a.O.
S. 46,Ί bez. S. 41, 2 und Tsundas, Έφηρερις άρχ. 1898 S. 188. 194. 195.
Schon Walz (Über die Polychromie der antiken Sculptur, 1853, S. 9) hat
das für den sitzenden Leierspieler in Karlsruhe richtig erschlossen.
 
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