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C. WATZINGER
Nachahmung von Personen und Handlungen aus dem Leben
gerühmt wird.
Erinnern wir uns jetzt wieder der Überlieferung des Plutarch,
dass man unter υποδέσεις eine besondere Gattung des Mimus
verstanden hat, so gewinnt das kleine Denkmal für die Kennt-
nis des griechischen Mimus, von dem unser Wissen so gering
ist, eine besondere Wichtigkeit. Es lehrt uns einen litterarisch
bisher noch nicht belegten Mimentitel εκυρα; es lehrt uns fer-
ner, dass es am Ende des III. Jahrhunderts Mimen gab, die
wirklich δράματα gewesen sind und von mindestens drei Schau-
spielern aufgeführt wurden. Die Anschauung, die neuerdings
Wilamowitz 1 ausgesprochen und Hertling2 näher begründet
hat, dass der Mimus keine dramatische Gattung gewesen sein
könne, ist jetzt nicht mehr zu halten. Er wird von den Zeiten
des Sophron bis auf Herodas alle Formen volkstümlicher dar-
stellender Kunst von dem Auftreten eines einzelnen Mimen bis
zur Vorführung einer Handlung aus dem Leben durch mehrere
umfasst haben. Dass die Mimiamben des Herodas eine mehr
litterarische, zu mimischer Vorlesung bestimmte Dichtungsart ge-
wesen sind, hat Hertling sehr wahrscheinlich gemacht; aber von
dieser Grundlage aus bei unserer geringen Kenntnis des Mimus
auf die Mimiamben des Sophron Rückschlüsse zu ziehen, davor
warnt uns jetzt wohl auch das eben besprochene Denkmal.
Athen.
Carl Watzinger.
1 Hermes 1899, 206 ff.
2 Quaestiones mimicae (Diss. Strassburg 1899) S. 5 ff· und 31 ff·
C. WATZINGER
Nachahmung von Personen und Handlungen aus dem Leben
gerühmt wird.
Erinnern wir uns jetzt wieder der Überlieferung des Plutarch,
dass man unter υποδέσεις eine besondere Gattung des Mimus
verstanden hat, so gewinnt das kleine Denkmal für die Kennt-
nis des griechischen Mimus, von dem unser Wissen so gering
ist, eine besondere Wichtigkeit. Es lehrt uns einen litterarisch
bisher noch nicht belegten Mimentitel εκυρα; es lehrt uns fer-
ner, dass es am Ende des III. Jahrhunderts Mimen gab, die
wirklich δράματα gewesen sind und von mindestens drei Schau-
spielern aufgeführt wurden. Die Anschauung, die neuerdings
Wilamowitz 1 ausgesprochen und Hertling2 näher begründet
hat, dass der Mimus keine dramatische Gattung gewesen sein
könne, ist jetzt nicht mehr zu halten. Er wird von den Zeiten
des Sophron bis auf Herodas alle Formen volkstümlicher dar-
stellender Kunst von dem Auftreten eines einzelnen Mimen bis
zur Vorführung einer Handlung aus dem Leben durch mehrere
umfasst haben. Dass die Mimiamben des Herodas eine mehr
litterarische, zu mimischer Vorlesung bestimmte Dichtungsart ge-
wesen sind, hat Hertling sehr wahrscheinlich gemacht; aber von
dieser Grundlage aus bei unserer geringen Kenntnis des Mimus
auf die Mimiamben des Sophron Rückschlüsse zu ziehen, davor
warnt uns jetzt wohl auch das eben besprochene Denkmal.
Athen.
Carl Watzinger.
1 Hermes 1899, 206 ff.
2 Quaestiones mimicae (Diss. Strassburg 1899) S. 5 ff· und 31 ff·