PAROS II
I69
In den Einarbeitungen in der Philisibucht hat man die Reste
von Schiffshäusern erkennen wollen. Für die Richtigkeit dieser
Annahme spricht manches, besonders kann man dafür den
Grundriss der Schiffshäuser in Zea und Munychia mit ihren ab-
wechselnden Säulenreihen und Kielbahnen und die für die
Schiffshäuser angelegten Einarbeitungen im kleinen Hafen von
Syrakus vergleichen '. Dagegen spricht einmal, dass die Einar-
beitungen im wesentlichen parallel dem Ufer her laufen, nicht
wie in den athenischen und syrakusanischen Häfen und wie
wir es überhaupt erwarten müssten, senkrecht zum Ufer, sodann,
dass die Anlagen in der Philisibucht sich mit einer Pfeiler-
stellung gegen das Meer hin öffnen. Denn der auf dem Plane
S. 165 gezeichnete südlichste Kanal beruht auf blosser Ver-
mutung. Besonders dieser letztere Umstand scheint mir jene
Deutung der Anlagen zu widerraten, abgesehen davon, dass
es an sich bedenklich ist, den Kriegshafen von Paros — und als
solchen müssten wir ihn doch wohl betrachten — in solcher Ent-
fernung vom Vorort der Insel anzusetzen. Am ehesten könnte
man bei den Einarbeitungen besonders in der Philisibucht an
Werftanlagen oder an Bauten wie die Skeuothek des Philon
(vgl. den reconstruierenden Plan Dörpfelds Athen. Mitt. VIII
1883 T. IX) oder an grosse Quaianlagen wie die μακραι στοά!
im Peiraieus denken. Da für den Export des Marmors aus den
Brüchen bei Naussa die Philisibucht der nächstgelegene und
beste Hafen war, so könnte man annehmen, dass für diesen
sicher sehr umfangreichen Handelsartikel solche grösseren
Hafenbauten geschaffen worden seien.
Unwahrscheinlich ist die mehrfach geäusserte Deutung auf
Anlagen zur Salzgewinnung ; sie könnte überhaupt nur für die
Anlagen in dem südlichen Teil der Langeribucht in Betracht
kommen und auch hier nur unter der Voraussetzung, dass in
antiker Zeit die jetzt offene Bucht von der direkten Verbin-
dung mit dem Meer abgesperrt gewesen sei. Die Kanäle wären
dann als die Umgrenzungen der eigentlichen Salzlaken und als
Zuführungswege für das Wasser zu betrachten, wie sie in frei-
1 Für erstere vgl. Δραγάτσης, Πρακτικά 1885 S. 62 ff. Tafel 2, 3; für letztere
Aus dem klassischen Süden Tafel 78.
ATHEN. MITTEILUNGEN XXVI.
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In den Einarbeitungen in der Philisibucht hat man die Reste
von Schiffshäusern erkennen wollen. Für die Richtigkeit dieser
Annahme spricht manches, besonders kann man dafür den
Grundriss der Schiffshäuser in Zea und Munychia mit ihren ab-
wechselnden Säulenreihen und Kielbahnen und die für die
Schiffshäuser angelegten Einarbeitungen im kleinen Hafen von
Syrakus vergleichen '. Dagegen spricht einmal, dass die Einar-
beitungen im wesentlichen parallel dem Ufer her laufen, nicht
wie in den athenischen und syrakusanischen Häfen und wie
wir es überhaupt erwarten müssten, senkrecht zum Ufer, sodann,
dass die Anlagen in der Philisibucht sich mit einer Pfeiler-
stellung gegen das Meer hin öffnen. Denn der auf dem Plane
S. 165 gezeichnete südlichste Kanal beruht auf blosser Ver-
mutung. Besonders dieser letztere Umstand scheint mir jene
Deutung der Anlagen zu widerraten, abgesehen davon, dass
es an sich bedenklich ist, den Kriegshafen von Paros — und als
solchen müssten wir ihn doch wohl betrachten — in solcher Ent-
fernung vom Vorort der Insel anzusetzen. Am ehesten könnte
man bei den Einarbeitungen besonders in der Philisibucht an
Werftanlagen oder an Bauten wie die Skeuothek des Philon
(vgl. den reconstruierenden Plan Dörpfelds Athen. Mitt. VIII
1883 T. IX) oder an grosse Quaianlagen wie die μακραι στοά!
im Peiraieus denken. Da für den Export des Marmors aus den
Brüchen bei Naussa die Philisibucht der nächstgelegene und
beste Hafen war, so könnte man annehmen, dass für diesen
sicher sehr umfangreichen Handelsartikel solche grösseren
Hafenbauten geschaffen worden seien.
Unwahrscheinlich ist die mehrfach geäusserte Deutung auf
Anlagen zur Salzgewinnung ; sie könnte überhaupt nur für die
Anlagen in dem südlichen Teil der Langeribucht in Betracht
kommen und auch hier nur unter der Voraussetzung, dass in
antiker Zeit die jetzt offene Bucht von der direkten Verbin-
dung mit dem Meer abgesperrt gewesen sei. Die Kanäle wären
dann als die Umgrenzungen der eigentlichen Salzlaken und als
Zuführungswege für das Wasser zu betrachten, wie sie in frei-
1 Für erstere vgl. Δραγάτσης, Πρακτικά 1885 S. 62 ff. Tafel 2, 3; für letztere
Aus dem klassischen Süden Tafel 78.
ATHEN. MITTEILUNGEN XXVI.
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