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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Rubensohn, Otto: Paros, 2, Topographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0227
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PAROS II

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turmes hat im Winter 1900/1901 ein Bauer auf einer Anhöhe,
die einen weiten Blick über die Stadt erlaubt, in der τοποθεσία
Φλόγα Nachgrabungen veranstaltet und nach seiner Aussage
grosse Fundamente und viele Marmorsteine gefunden, die er
zur Erbauung eines neuen Hauses verwandt hat. Die durch-
wühlte Stelle habe ich selbst noch im Herbst 1901 gesehen.
Bei den Grabungen sind mehrere Grabinschriften aus griechi-
scher Zeit und eine Weihinschrift gefunden. Da direkt südlich
der Ausgrabungsstelle ein uns seit längerer Zeit bekannter anti-
ker Friedhof liegt, so erklärt sich der Fund der Grabsteine in
dieser Umgebung leicht. Die Weihinschrift aber werden wir
mit den aufgedeckten Fundamenten und Mauern in Verbin-
dung zu setzen haben. Es ist eine viereckige Platte weissen Mar-
mors, 0,135 111 hoch, 0,135 m breit, 0,065 m dick. Oben auf der
Vorderseite ist ein jetzt fast ganz zerstörter Fuss in mässig ho-
hem Relief wiedergegeben, darunter befindet sich ein die ganze
Platte durchbohrendes Loch zur Befestigung, unter diesem
steht in sehr lüderlicher, aber noch hellenistischer Zeit angehö-
riger Schrift:
Νείκη Εισι|δότης Νΰμ|φαις ευχήν.
Wir haben also an dieser Stelle ein Nymphenheiligtum anzu-
setzen. Einen solchen Nymphenhügel vor der Stadt gab es
vielfach in Griechenland.
Rechnen wir zu diesen nachgewiesenen Heiligtümern noch
das Thesmophorion und das für die nähere Umgebung der
Stadt gesicherte Kybeleheiligtum (oben S.161), so sehen wir,
dass ein vollständiger Kranz hochgelegener Kultstätten die
antike Stadt umgab, die durch ihre Lage Zeugnis ablegen für
das im übrigen Griechenland in dieser Ausdehnung wenigstens
nicht nachweisbare Festhalten des Volkes an einer altertüm-
lichen Form der Gottesverehrung.
Weitere Heiligtümer haben sich topographisch nicht mehr
nachweisen lassen. Aber noch eine ganze Reihe parischer Kulte
sind anderweitig bekannt. An Bedeutung und Altertümlichkeit
ragt unter diesen der Herakultus hervor. In dem Epigramm des
Dioskurides Ayithol. Pal. VII 351 wird das μέγα τέμενος "Ηρης
genannt, offenbar mit Beziehung auf eine heute verlorene Er-
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ATHEN. MITTEILUNGEN XXVI.
 
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