Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 28.1903

DOI Artikel:
Pfuhl, Ernst: Der archaische Friedhof am Stadtberge von Thera
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42076#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

ERNST PFUHL

lacla her, während andere sich an dem Schieferrücken ober-
halb des Weges nach Perissa herabziehen zu den unteren Aus-
läufern jenes Gräberfeldes.
Die Anlage des Friedhofs ist durch die Bodengestaltung
bedingt. Der grössere, nach der Sellada zu gelegene Teil der
Berglehne wird von vier mächtigen Schieferstufen gebildet, auf
denen die Erde vor der Ausgrabung nur soweit haftete, als sie
ein nahezu wagrechtes Auflager fand ; die gerundeten Kanten
jeder Stufe traten kahl zu Tage. Von der obersten Stufe bis
zu dem Fusse der senkrechten Felswand ist die Neigung des
Hanges geringer als unterhalb ; dort liegt fest gepresster ural-
ter Kalkschutt. Der kleinere südliche Teil der Berglehne wird
gebildet durch den Übergang jener Schieferstufen in den kah-
len Abhang, der den Friedhof nach der Höhle zu begrenzt.
Der Boden ist dort unregelmässiger bewegt und seine Ober-
fläche ist bis zur Mitte des Hanges herab dadurch völlig regel-
los gestaltet, dass einst—vielleicht bei dem grossen Ausbruch
im zweiten Jahrtausend — ein Stück der Felswand eingestürzt
und zu mächtigen Blöcken zersplittert ist; erst ganz unten,
um eine volle Stufenhöhe tiefer als die unterste Terrasse des
benachbarten Hauptteiles des Friedhofs, erscheint wieder eine
breite Schieferstufe, die bis in die kahle Grenzfläche hinein-
schneidet. Die Einheit beider Teile des Hanges liegt in der
gleichmässigen leichten Vorwölbung der Berglehne zwischen
dem Rinnsal und der Höhle.
Dies Gelände kann vor der Anlage der ersten Gräber nicht
wesentlich anders ausgesehen haben, als vor der Ausgrabung;
es war ein steiler Felshang, dessen Kerben und Löcher mit
Erde angefüllt waren; höchstens vielleicht, dass eine dünne
Erclclecke oder auch nur eine Bimssteinschicht sich über das
Ganze breitete1. Die Sellada bot weite Flächen, um Urne an
Urne tief zu versenken ; wer hier am Stadtberge mehr als ein
ärmliches Oberflächengrab anlegen wollte, musste sich zu um-
fangreichen Bauten entschliessen. Aber grade für solche war
der Ort ungewöhnlich geeignet; die Schieferstufen — im Gan-

1 Auf die alte Bodenhöhe und ihre Veränderungen wird unten im Zusammen-
hänge zurückgekommen,
 
Annotationen