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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Frickenhaus, August: Heilige Stätten in Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0274
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A. FRICKENHAUS

Osten aber lange nicht bis zu der alten Polygonalmauer des
VI. Jahrh., denn seit Erbauung des loxeyaov scheint der ganze
Raum unmittelbar südlich des thessalischen Weihgeschenks
verschüttet worden zu sein. Alles Nähere lässt sich nur durch
weitere Grabungen bestimmen. Nur wird man vermuten dür-
fen, dass von dem Ouellplatz eine Treppe zu dem obersten
Temenosteile führte. Wenigstens geht Pausanias von der
Kassotis aus direct zu der Lesche; wäre er durch den Durch-
gang zurückgekehrt und hätte dann die Theatertreppe be-
nutzt, so würde er das wohl gesagt und auch das Theater
eher als die Lesehe beschrieben haben.

Wir haben nun das Brunnenhaus der spätrömischen Zeit,
dann den ungefähren Ort des von Pausanias gesehenen ken-
nen gelernt — dürfen wir aber annehmen, dass das letztere
schon lange bestand ? Eine einfache archäologische Erwä-
gung erlaubt diese Frage zu bejahen. Als im IV. Jahrh. der
Tempel durch abstürzende Felsmassen zerstört wurde, hat
man einen Teil der ehemaligen grossen Tempelterrasse ver-
schüttet liegen lassen, aber durch die abschliessende Stütz-
mauer (iaxeyaov) hindurch liess man einen Weg zum Quell-
haus hin frei. Diese complicierte und schwierige Anlage ist
nur dadurch verständlich, dass man den alten Brunnen auf
keinen Fall preisgeben wollte. Vielleicht war der Hauptgrund
dafür ein religiöser.

Als Apollon zuerst nach Delphi kam, so erzählt bereits
der homerische Hymnus, da liess er sich dort den Tempel
mit dem steinernen Boden erbauen. Nachdem das gesagt ist,
heisst es weiter: dyxoü 5e xQrjvr] xaAXipQoog, evöoc Sgdxaivav
xteivsv ava| (v. 300). Der Kampf wird ausführlich geschildert;
die Schlange verendet in dem nahen Hain (xaü’ üXr|v v. 360).

Die ganze Localität wurde Jahrhunderte lang den Gläu-
bigen gezeigt, und wir besitzen viele Angaben über das, was
man später dort sah b Da war zunächst die Höhle der Schlange
erhalten (Eur. Phoen. 232 mit schob, Athen. XV 701 c). In der
Nähe lag der Fels, von dem aus Apollon nach ihr geschossen

1 -Das Material ist am vollständigsten gesammelt bei Th. Schreiber,
Apollon Pythoktonos, Leipzig 1 879.
 
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