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S. LOESCHCKE.
V. TSCHANDARLI
Auch Schnitt VI lieferte sehr zahleiche Scherben der
jüngeren Art, und zwar zum ersten Mal eine figürlich
verzierte Reliefscherbe, ferner einen reliefgeschmück-
ten Casserollengriff und ein Randstück mit eingepressten
Verzierungen, alles Fragmente, die einen Ausblick auf noch
interessantere keramische Funde eröffneten, als wir sie bisher
schon gemacht hatten. Da die Grabung plötzlich abgebro-
chen werden musste, als der Schnitt erst 1,10 m tief ausge-
hoben war, konnte ich nicht feststellen, ob die grosse Mauer
sich auch hier nachweisen Hesse, und ob die in Schnitt II
und IV durchstochenen Schichten älterer Sigillata etwa in
dieser Gegend ihren Ausgang nähmen.
Die bei der Grabung gefundenen Sigillataseherben ge-
hören also mit wenigen später zu nennenden Ausnahmen
(S. 403) vornehmlich zwei Hauptgruppen an. Die ältere trat
in Schnitt II und IV zu Tage, die jüngere vornehmlich in
Schnitt III und V. Beide Gruppen scheiden sich in der
Technik und in den Formen bezw. Formvarianten. Trotz-
dem ist die ältere unbedingt eine Vorstufe der jüngeren,
wodurch manche Exemplare beider Gruppen einander sehr
nahe stehen, sodass bisweilen der Fundort den Ausschlag
geben muss, welcher der beiden Gruppen ein einzelnes Stück
zuzuweisen ist. Zwischen beiden Gruppen scheinen die in
Schnitt I und II gefundenen ’ hochroten Scherben mit oft
spiegelndem Glanz zu stehen, von denen aber zur Zeit noch
zu wenig charakteristische Fragmente zum Vorschein kamen,
als dass man sie jetzt schon im Einzelnen würdigen könnte.
Die älteren Sigillataseherben aus Tschandarli tragen
einen gelbroten Farbiiberzug von meist nur mattem Glanz.
Sie erinnern, um an nördlich der Alpen vorkommendem
Material zu demonstrieren, au die in augusteischer Zeit
aus Italien importierten Sigillaten ‘arretinischer’ Art, wäh-
rend die jüngere Ware nach Farbe und Glanz von den meis-
ten gallischen und germanischen Sigillataproducten nicht
zu unterscheiden ist. Vornehmlich bei niedrigen Gefässen
der älteren Art ist die Aussenseite des Behälters oft weni-
ger sorgfältig hergerichtet als das Innere. Während dieses
nämlich sauber geglättet ist, sind aussen zahllose Uneben-
S. LOESCHCKE.
V. TSCHANDARLI
Auch Schnitt VI lieferte sehr zahleiche Scherben der
jüngeren Art, und zwar zum ersten Mal eine figürlich
verzierte Reliefscherbe, ferner einen reliefgeschmück-
ten Casserollengriff und ein Randstück mit eingepressten
Verzierungen, alles Fragmente, die einen Ausblick auf noch
interessantere keramische Funde eröffneten, als wir sie bisher
schon gemacht hatten. Da die Grabung plötzlich abgebro-
chen werden musste, als der Schnitt erst 1,10 m tief ausge-
hoben war, konnte ich nicht feststellen, ob die grosse Mauer
sich auch hier nachweisen Hesse, und ob die in Schnitt II
und IV durchstochenen Schichten älterer Sigillata etwa in
dieser Gegend ihren Ausgang nähmen.
Die bei der Grabung gefundenen Sigillataseherben ge-
hören also mit wenigen später zu nennenden Ausnahmen
(S. 403) vornehmlich zwei Hauptgruppen an. Die ältere trat
in Schnitt II und IV zu Tage, die jüngere vornehmlich in
Schnitt III und V. Beide Gruppen scheiden sich in der
Technik und in den Formen bezw. Formvarianten. Trotz-
dem ist die ältere unbedingt eine Vorstufe der jüngeren,
wodurch manche Exemplare beider Gruppen einander sehr
nahe stehen, sodass bisweilen der Fundort den Ausschlag
geben muss, welcher der beiden Gruppen ein einzelnes Stück
zuzuweisen ist. Zwischen beiden Gruppen scheinen die in
Schnitt I und II gefundenen ’ hochroten Scherben mit oft
spiegelndem Glanz zu stehen, von denen aber zur Zeit noch
zu wenig charakteristische Fragmente zum Vorschein kamen,
als dass man sie jetzt schon im Einzelnen würdigen könnte.
Die älteren Sigillataseherben aus Tschandarli tragen
einen gelbroten Farbiiberzug von meist nur mattem Glanz.
Sie erinnern, um an nördlich der Alpen vorkommendem
Material zu demonstrieren, au die in augusteischer Zeit
aus Italien importierten Sigillaten ‘arretinischer’ Art, wäh-
rend die jüngere Ware nach Farbe und Glanz von den meis-
ten gallischen und germanischen Sigillataproducten nicht
zu unterscheiden ist. Vornehmlich bei niedrigen Gefässen
der älteren Art ist die Aussenseite des Behälters oft weni-
ger sorgfältig hergerichtet als das Innere. Während dieses
nämlich sauber geglättet ist, sind aussen zahllose Uneben-