Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 40.1915

DOI Heft:
Drittes und viertes Heft
DOI Artikel:
Karo, Georg: Die Schachtgräber von Mykenai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37287#0242
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE SCHACHTGRÄBER VON MYKENAI 199
Sehr scharfsinnig hat Reichel (S. 102 ff.) die merkwürdi-
gen, mit Eberhauern besetzten Helme der mykenischen
Herren reconstruiert. Das IV. Grab barg eine Menge ver-
schieden zugeschnittener Hauer, die wohl zu Helmen mit
Nacken- und Wangenschutz (wie das Elfenbeinrelief Reichel
Abb. 38; Stai's S. 91) gehörten, ferner drei beinerne Busch-
träger (Reichel S. 105, Abb. 42) und einige ebenfalls zugehö-
rige runde Bronzescheibchen mit Fadenlöchern; denn die
Hauer reichten nicht für alle drei Helme aus1. Im V. Grabe
lag auch ein kleiner Busch aus schmalen Goldstreifen (Schlie-
mann 348, Abb. 461), entsprechend dem des Fürsten auf dem
Goldring IV 241. Andere Formen der Helmzier auf dem
Fayencekännchen Taf. XX 1 (oben S. 1 65) und dem grossen
Silbergefäss unten S. 215. Auf Kreta zeigen die Helme ähn-
liche Formen, aber nur selten Eberhauer (Evans, Prehistoric
Tombs S. 67).
Sonst ist es mit Schutzwaffen dürftig bestellt. Alle Spu-
ren von Panzern fehlen, was ja nach den Darstellungen
von Kämpfen zu erwarten war, ebenso die Beinschienen,
die erst gegen Ende der mykenischen Kultur auftreten
(Reichel 59). Wie weit dafür Gamaschen aus Leder oder Stoff
Ersatz boten, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch die Deu-
tung der in unseren Gräbern gefundenen goldenen 'Gama-
schenhai ter’2 ist zwar scharfsinnig, aber nicht ganz einwand-
frei. Jedesfalls sind letztere für den praktischen Gebrauch zu
schwach, also für das Grab angefertigt.
Dass Bögen im Gebrauch waren, lehren ausser mehre-
ren Darstellungen3 die Pfeilspitzen aus Feuerstein und
zeigen gefleckte Rinderfelle die Schilde der Dolchklinge jnit der Löwen-
jagd (Reichel Abb. 1) und des Frieses Tiryns II Taf. 5 (vgl. S. 34 ff.).
1 Solche mit runden Scheiben besetzten Sturmhauben aus Leder oder
Filz tragen die Soldaten auf der spätmykenischen Kriegervase.
2 IV 267-270. 271. 281. V 637. 652-3. VI 913-4. Schliemann 266, Abb. 338.
291, Abb. 369. 374, Abb. 519; Schuchhardt 267, Abb. 236; Reichel 58. An-
dere Exemplare sind mir nicht bekannt, ebensowenig Darstellungen von
solchen. Von der Tracht der festländischen Fürsten in dieser Zeit wissen
wir noch allzu wenig.
3 Goldring Schliemann 258, Abb. 333; Dolchklinge mit Löwenjagd (unten
S. 225); Silberrhyton (unten S. 214). Vgl. die Gemme Furtwängler, Gemmen I
 
Annotationen