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WILHELM VON MASSOW
Vielleicht ist die erste auch von Jones übernommene Darstel-
lungsart wirklich die ältere, denn sie wird von der rotfigurigen
Malerei gemieden, und in Verbindung mit ihr erscheint Peleus
manchmal bärtig (att. Kanne, Berlin Furtw. 4000; Amphora Brit.
Mus. B 215, Catal. II S. 25 Fig. 33; Amphora aus Gela, Mon. d.
Lincei XVII 1906, 468 Fig. 333; beide Typen nebeneinander auf
sfg. Skyphos, Athen Nat. Mus. Nicole Suppl. Taf. 12/13). Ebenso
scheint auch auf dem argivischen Bronzereliefchen Olympia IV
Taf. 39, 699 Herakles im Ringkampf den Halios Qeron gepackt
zu haben, was den Typus als im Peloponnes üblich erweisen
würde. Die Schlange wendete sich gegen Peleus, der von links
herankam; deshalb wird sie sich wie in der Zeichnung bei Jones
vom rechten ausgestreckten Arm der Göttin herabgeringelt
haben.
12. Gorgonen und Perseus, 18,5.
Pausanias erwähnt die Medusa selbst nicht als vorhanden.
Ihr Fehlen in der Perseusverfolgung der Aspis (216—237) zeigt,
daß sich ein hochwertiges bilderreiches Kunstwerk mit der
abgekürzten Darstellungsform wohl begnügen konnte, wie ja
überhaupt gerade aus diesem Mythos häufig selbst einzelne
Figuren wiedergegeben sind. Trotzdem wurde in den bisherigen
Herstellungsversuchen die Medusa hinzugezeichnet, offenbar nur
im Interesse der Dreiseitentheorie, um ein möglichst breites
Seitenbild zu gewinnen, und noch Blümner 408 hält die Ent-
scheidung für ungewiß. Nun würde aber die Medusa, wenn
vorhanden, die Hauptfigur des Bildes bedeuten. Deshalb ist
es äußerst unwahrscheinlich, daß sie Pausanias übergangen
haben sollte, dem man im Laufe der ganzen langen Beschreibung
nicht einmal das Weglassen einer Nebenfigur nachweisen kann.
Außerdem müßte Medusa ins Knie gesunken sein, ein Bewegungs-
motiv, dessen Verschweigen nach unsern Beobachtungen an-
läßlich der Stellung des Phineus ebenfalls befremden würde (S. 49).
Die Gorgonen seiner Zeichnung hat Jones irrtümlich atti-
schen Vorbildern entnommen. Bei korinthischen Gorgonen und
ähnlichen Dämonen überschneiden sich die Flügel nicht vorn
auf der Brust, sondern sitzen am Rücken hinter der ganzen
Figur (vgl. die Gorgonen des Amphiaraoskraters F. R.III Taf. 122;
Louvre A 468, E 588 und 629; den Teller in Berlin oben S. 50
WILHELM VON MASSOW
Vielleicht ist die erste auch von Jones übernommene Darstel-
lungsart wirklich die ältere, denn sie wird von der rotfigurigen
Malerei gemieden, und in Verbindung mit ihr erscheint Peleus
manchmal bärtig (att. Kanne, Berlin Furtw. 4000; Amphora Brit.
Mus. B 215, Catal. II S. 25 Fig. 33; Amphora aus Gela, Mon. d.
Lincei XVII 1906, 468 Fig. 333; beide Typen nebeneinander auf
sfg. Skyphos, Athen Nat. Mus. Nicole Suppl. Taf. 12/13). Ebenso
scheint auch auf dem argivischen Bronzereliefchen Olympia IV
Taf. 39, 699 Herakles im Ringkampf den Halios Qeron gepackt
zu haben, was den Typus als im Peloponnes üblich erweisen
würde. Die Schlange wendete sich gegen Peleus, der von links
herankam; deshalb wird sie sich wie in der Zeichnung bei Jones
vom rechten ausgestreckten Arm der Göttin herabgeringelt
haben.
12. Gorgonen und Perseus, 18,5.
Pausanias erwähnt die Medusa selbst nicht als vorhanden.
Ihr Fehlen in der Perseusverfolgung der Aspis (216—237) zeigt,
daß sich ein hochwertiges bilderreiches Kunstwerk mit der
abgekürzten Darstellungsform wohl begnügen konnte, wie ja
überhaupt gerade aus diesem Mythos häufig selbst einzelne
Figuren wiedergegeben sind. Trotzdem wurde in den bisherigen
Herstellungsversuchen die Medusa hinzugezeichnet, offenbar nur
im Interesse der Dreiseitentheorie, um ein möglichst breites
Seitenbild zu gewinnen, und noch Blümner 408 hält die Ent-
scheidung für ungewiß. Nun würde aber die Medusa, wenn
vorhanden, die Hauptfigur des Bildes bedeuten. Deshalb ist
es äußerst unwahrscheinlich, daß sie Pausanias übergangen
haben sollte, dem man im Laufe der ganzen langen Beschreibung
nicht einmal das Weglassen einer Nebenfigur nachweisen kann.
Außerdem müßte Medusa ins Knie gesunken sein, ein Bewegungs-
motiv, dessen Verschweigen nach unsern Beobachtungen an-
läßlich der Stellung des Phineus ebenfalls befremden würde (S. 49).
Die Gorgonen seiner Zeichnung hat Jones irrtümlich atti-
schen Vorbildern entnommen. Bei korinthischen Gorgonen und
ähnlichen Dämonen überschneiden sich die Flügel nicht vorn
auf der Brust, sondern sitzen am Rücken hinter der ganzen
Figur (vgl. die Gorgonen des Amphiaraoskraters F. R.III Taf. 122;
Louvre A 468, E 588 und 629; den Teller in Berlin oben S. 50