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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 43.1918

DOI Artikel:
Schweitzer, Bernhard: Untersuchungen zur Chronologie und Geschichte der geometrischen Stile in Griechenland, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.29499#0007
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UNTERSUCHUNGEN ZUR CHRONOLOGIE UND
GESCHICHTE DER GEOMETRISCHEN STILE
IN GRIECHENLAND. II.
Von BERNHARD SCHWEITZER.
(Hierzu Tafe) I—VI).

Einleitung.
Es gibt viele geometrische Stile. Hier soli die Rede von demjenigen
sein, an dem sich unsere Erkenntnis dieser Dekorationsweise vornehmlich
herangebildet hat, ehe sie sich auf gleichartige Erscheinungen in anderen
Ländern übertrug, von dem geometrischen Stil der Griechen oder, wie
man ihn mit einer inzwischen längst zu eng gewordenen Bezeichnung
fester umgrenzen wollte, dem Dipylonstil. In ihm glaubte man den
ältesten, primitivsten Dekorationsstil endlich mit Händen greifen zu
können. Der Traum währte nur kurz. Aus den lange verschütteten
und nicht geahnten Trümmern der mykenischen, später der kretisch-
mykenischen Kultur stieg vor unserem suchenden Blick eine ganz andere
Kunst empor, die mit ihrem bis zur Erfassung der nicht mehr faßbaren
Bewegung mimetisch gerichteten Willen zu der abstrakten Welt der
Geometriker stand wie Thesis zur Antithesis; in so scharfem Gegensatz,
daß man sich nur schwer darüber klar werden konnte, daß die geome-
trische Kunst wirklich unmittelbar auf die mykenische folgte. Seitdem
haben viele versucht, den Übergang aufzudecken. Warum soll das nicht
auch für Einzelformen der Ornamentik, wenn sie sich dem neuen Ge-
schmack anpaßten, da und dort gelingen? Aber der große Gegensatz
des Stiles bleibt und ist nicht hinwegzudeuteln. Auch er setzt jedoch
bestimmte Beziehungen, geistige Berührungen zwischen den beiden ge-
schichtlich so wichtigen Perioden voraus — nach dem Satz von Wirkung
und Gegenwirkung — und dann steht am Beginn der griechischen Kunst-
entwicklung eine Revolution des Geistes, die in fanatischer Unduldsam-
keit all das reiche, fein entwickelte Leben der jüngsten Vergangenheit in
eiserne Bande geschlagen hat, dann hat sich das Griechentum, das sich
im Verlauf seiner künstlerischen, geistigen, religiösen Entwicklung so frei
von jeder gewaltsamen Erschütterung und Beeinflussung durch Vernunft-
Athen. Mitteilungen XXXX11I 1918 1
 
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