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DIE ZIERNADEL AUS DEM III. MYKENISCHEN
SCHACHTGRAB.
Von VALENTIN K. MÜLLER.

!n der letzten Behandlung der im HL Schachtgrab gefundenen
Nadel (Arch. Jahrbuch XXX 1915, 298 ff., danach Abb. 1) macht K.
Müller mit Recht darauf aufmerksam, daß neben der sonderbaren Aus-
gestaltung der Formen im Einzelnen — der ineinander gesteckten Voluten-
paare, der Rispen mit PapyrusdoldenÜ, an denen Scheiben sitzen —
auch das Motiv unklar ist: unter einem Halbbogen schwebt eine Frau
mit horizontal ausgebreiteten Armen. Man weiß nicht, was die Ver-
bindung der pflanzlichen Teile mit der menschlichen Gestalt bedeuten
soll; als Attribut sind sie im Verhältnis zur Figur viel zu groß; da sie am
Kopf ansetzen, können sie auch keinen Baum darstellen, unter dem die
Frau etwa tanzte, wie die Figuren aus Palaikastro BSA. X 217 Fig. 6
solche ausgebreiteten Arme haben; aber für die Girlanden haben wir
dann keine Analogie; sind es überhaupt Girlanden? Sonst geht doch
die Ausführung bis ins Einzelne, warum dann hier summarische Rippung ?^)
Die Frau hält sie ja auch gar nicht, sondern die Hände sind offen mit
der Handfläche nach oben, ebensowenig wie sie die Zweige faßt und daher
zu schweben scheint.
Da nun nicht nur Analogien fehlen, sondern die Darstellung auch
in sich selbst unverständlich ist und disparate Teile zusammenfügt,
können wir auf ein fremdes, mißverstandenes Vorbild schließen. Wie
B Die Erklärung von Wurz, Ursprung d. kret.-myk. Säule 49 f. als Palmen-
rispen mit Früchten in Scheibenform stimmt also nicht.
2) Schlangen, für die sie Lichtenberg, Ägäische Kultur 107 f. erklärt, sind
es natürlich auch nicht, da der Kopf fehlt. Die ägyptische Darstellung des
die Nut hochhebenden Schu darf ebensowenig herangezogen werden, da bei
der Nadel kein Stützen vorliegt.
 
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