Geometrische Stiie in Griecheniand
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Gerade dieser letztere Weg ist besonders schmal und droht, den Forschen-
den unverrichteter Dinge wieder an den Ausgangspunkt zurückzuführen.
Denn wenn im Laufe der Zeit auch manche Stütze dazugekommen ist,
der Grund, auf den wir unsere Vorstellungen von der Chronologie der
älteren griechischen Vasengattungen aufgebaut haben, waren ja gerade
die bezweifelten und erst zu rechtfertigenden Daten der ersten Siede-
lungen Großgriecheniands. Bei der geringen Bewegungsfreiheit und der
gebotenen Vorsicht auf diesem Gebiet ist es deshalb nicht sehr ver-
wunderlich, daß K. F r i i s J o h a n s e n in seinen Sikyoniske Vaser
(1918) 156 ff. bei dem gleichen Versuch, die überlieferten thukydideischen
Daten für die westliche Koionisationstätigkeit der Griechen durch archäo-
logische Beobachtungen zu stützen, nicht nur zu dem gleichen Ergebnis
gelangt, sondern in fast lächerlicher Übereinstimmung denselben Pfad
verfolgt und dieselben Argumente anführt. Ein allgemeinerer Nutzen
verlangt aber doch die Feststellung, daß die vorliegenden Untersuchungen
schon abgeschlossen waren, als ich das Buch Johansens in die Hände
bekam (dies trotz des allerdings äußerst gravierenden Umstands, daß
ich das mir nachträglich höchst willkommene Buch auch noch rezensierte,
Berl. Phil. Woch. 1919, Sp. 177ff.). Andererseits konnten aber seine lediglich
bestätigenden Resultate nicht mehr in den Text verarbeitet werden, und
ich mußte mich mit gelegentlichen Hinweisen in der Anmerkung be-
gnügen. So können die historischen Streifzüge des Eingangskapitels
leicht überflüssig erscheinen, umsomehr als es bei der fortschreitenden
Arbeitsteilung auch in der Wissenschaft immer schwerer möglich wird,
ungestraft im Nachbargarten zu wandeln. Mögen sie immerhin stehen
bleiben, wenn auch vielleicht ohne Nutzen für den Historiker wie für
den Archäologen, so doch zum Zeichen, wie ernst es dem Verfasser um
die Prüfung der Überlieferung und die Festlegung der älteren Chronologie
war. Einen dritten Kronzeugen, dessen Aussage um so wertvoller ist,
als er seinen Standpunkt ganz unabhängig von dem unseren wählen
konnte, darf ich ebenfalls noch in letzter Stunde anführen. G. Karo
wird in einem demnächst erscheinenden Aufsatz im nächsten Bande der
Athenischen Mitteilungen die Chronologie der orientalisierenden Stile
aufs neue durchprüfen, und seine Resultate schließen sich, wie er mir
mitteilt, lückenlos an die hier vorgetragenen an.
Es sei mir hier noch der Raum vergönnt für einige kurze Worte
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Gerade dieser letztere Weg ist besonders schmal und droht, den Forschen-
den unverrichteter Dinge wieder an den Ausgangspunkt zurückzuführen.
Denn wenn im Laufe der Zeit auch manche Stütze dazugekommen ist,
der Grund, auf den wir unsere Vorstellungen von der Chronologie der
älteren griechischen Vasengattungen aufgebaut haben, waren ja gerade
die bezweifelten und erst zu rechtfertigenden Daten der ersten Siede-
lungen Großgriecheniands. Bei der geringen Bewegungsfreiheit und der
gebotenen Vorsicht auf diesem Gebiet ist es deshalb nicht sehr ver-
wunderlich, daß K. F r i i s J o h a n s e n in seinen Sikyoniske Vaser
(1918) 156 ff. bei dem gleichen Versuch, die überlieferten thukydideischen
Daten für die westliche Koionisationstätigkeit der Griechen durch archäo-
logische Beobachtungen zu stützen, nicht nur zu dem gleichen Ergebnis
gelangt, sondern in fast lächerlicher Übereinstimmung denselben Pfad
verfolgt und dieselben Argumente anführt. Ein allgemeinerer Nutzen
verlangt aber doch die Feststellung, daß die vorliegenden Untersuchungen
schon abgeschlossen waren, als ich das Buch Johansens in die Hände
bekam (dies trotz des allerdings äußerst gravierenden Umstands, daß
ich das mir nachträglich höchst willkommene Buch auch noch rezensierte,
Berl. Phil. Woch. 1919, Sp. 177ff.). Andererseits konnten aber seine lediglich
bestätigenden Resultate nicht mehr in den Text verarbeitet werden, und
ich mußte mich mit gelegentlichen Hinweisen in der Anmerkung be-
gnügen. So können die historischen Streifzüge des Eingangskapitels
leicht überflüssig erscheinen, umsomehr als es bei der fortschreitenden
Arbeitsteilung auch in der Wissenschaft immer schwerer möglich wird,
ungestraft im Nachbargarten zu wandeln. Mögen sie immerhin stehen
bleiben, wenn auch vielleicht ohne Nutzen für den Historiker wie für
den Archäologen, so doch zum Zeichen, wie ernst es dem Verfasser um
die Prüfung der Überlieferung und die Festlegung der älteren Chronologie
war. Einen dritten Kronzeugen, dessen Aussage um so wertvoller ist,
als er seinen Standpunkt ganz unabhängig von dem unseren wählen
konnte, darf ich ebenfalls noch in letzter Stunde anführen. G. Karo
wird in einem demnächst erscheinenden Aufsatz im nächsten Bande der
Athenischen Mitteilungen die Chronologie der orientalisierenden Stile
aufs neue durchprüfen, und seine Resultate schließen sich, wie er mir
mitteilt, lückenlos an die hier vorgetragenen an.
Es sei mir hier noch der Raum vergönnt für einige kurze Worte