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Bernhard Schweitzer
1912, 5 Abb. 2) sind Zickzack, Spiralhaken bzw. -geflecht, schräge Schraf-
fur, Schachbrett und punktgefülltes Quadratnetz, Flechtband in ver-
schieden breiten senkrechten Streifen nach dem Schema: a-b-c-d-c-b-a
nebeneinandergestellt. Die ursprüngliche Triglyphe besitzt eine größere
Breitenausdehnung als die Metope. Mit anderen Worten, des neuen
Elementes der senkrecht verlaufenden Triglyphe hat sich das gleiche
Prinzip bemächtigt, das schon dem Umlaufstil feste Formen gegeben hat:
Zergliederung der Fläche in gleich- oder verschieden breite Streifen und
gegenseitige Bindung dieser Streifen durch symmetrische Entsprechung.
Der harte Rhythmus — Bildfeld, Trennungslinie — wird allmählich
ersetzt durch ein gemächliches Bergauf-Bergab, das dem das Gefäß um-
wandernden Blick keine Hindernisse mehr in den Weg legt. Die Ent-
wicklung der Triglyphenbildung im Dipylonstil ist die Geschichte der
Verarbeitung der Metopen-Triglyphen-Ordnung durch den reinen Um-
laufstil. Es versteht sich von selbst, daß sie dem Fortschritt vom Drei-
zum Mehrstreifensystem, der ähnliche, umwertende Tendenzen verfolgt,
parallel läuft, und in der Tat weist auch die Eleusisscherbe in den beiden
übereinanderlaufenden Friesen beide Lösungen zugleich auf. Das Be-
streben aber, welches dies Problem mit den ihm aus den Wurzeln des
Stiles selbst zuströmenden Kräften zu bewältigen sucht, wird prinzipiell
früher sein als die viel derbere Methode des Mehrstreifensystems ^).
Die einzelnen Etappen auf diesem Weg sind noch zu erkennen.
Ebensosehr wie das Dreistreifensystem ist die dreifache Triglyphe im
ausgereiften strengen Stil Regel. Aufrecht stehende Mäander, Schachbrett
oder ein Stapel zwiefach gebrochener Linien werden im Schema b-a-b
umrahmt von schräg schraffierten oder mit Fischgräten und Zickzack
gefüllten Streifen. Der Mittelstreifen ist stets durch stärkere Bewegung
oder starke Kontrastwirkung zwischen Hell und Dunkel hervorgehoben.
Bei den sorgfältiger ausgeführten, vielleicht überhaupt bei den älteren
Stücken des strengen Stils, ist die Schraffur so angelegt, daß sie im
linken Rahmenstreifen zum Mittelglied emporsteigt, im rechten dagegen
wieder abfällt oder links herab- und rechts emporsteigt, ln anderen
Fällen folgt sie dem bequemeren Duktus der Hand von links unten
9 Niemand, der sich über Stiigeschichte Gedanken gemacht hat, wird
deshaib annehmen oder vertangen, daß alle einfachen Trigiyphenbildungen
früh sind.
Bernhard Schweitzer
1912, 5 Abb. 2) sind Zickzack, Spiralhaken bzw. -geflecht, schräge Schraf-
fur, Schachbrett und punktgefülltes Quadratnetz, Flechtband in ver-
schieden breiten senkrechten Streifen nach dem Schema: a-b-c-d-c-b-a
nebeneinandergestellt. Die ursprüngliche Triglyphe besitzt eine größere
Breitenausdehnung als die Metope. Mit anderen Worten, des neuen
Elementes der senkrecht verlaufenden Triglyphe hat sich das gleiche
Prinzip bemächtigt, das schon dem Umlaufstil feste Formen gegeben hat:
Zergliederung der Fläche in gleich- oder verschieden breite Streifen und
gegenseitige Bindung dieser Streifen durch symmetrische Entsprechung.
Der harte Rhythmus — Bildfeld, Trennungslinie — wird allmählich
ersetzt durch ein gemächliches Bergauf-Bergab, das dem das Gefäß um-
wandernden Blick keine Hindernisse mehr in den Weg legt. Die Ent-
wicklung der Triglyphenbildung im Dipylonstil ist die Geschichte der
Verarbeitung der Metopen-Triglyphen-Ordnung durch den reinen Um-
laufstil. Es versteht sich von selbst, daß sie dem Fortschritt vom Drei-
zum Mehrstreifensystem, der ähnliche, umwertende Tendenzen verfolgt,
parallel läuft, und in der Tat weist auch die Eleusisscherbe in den beiden
übereinanderlaufenden Friesen beide Lösungen zugleich auf. Das Be-
streben aber, welches dies Problem mit den ihm aus den Wurzeln des
Stiles selbst zuströmenden Kräften zu bewältigen sucht, wird prinzipiell
früher sein als die viel derbere Methode des Mehrstreifensystems ^).
Die einzelnen Etappen auf diesem Weg sind noch zu erkennen.
Ebensosehr wie das Dreistreifensystem ist die dreifache Triglyphe im
ausgereiften strengen Stil Regel. Aufrecht stehende Mäander, Schachbrett
oder ein Stapel zwiefach gebrochener Linien werden im Schema b-a-b
umrahmt von schräg schraffierten oder mit Fischgräten und Zickzack
gefüllten Streifen. Der Mittelstreifen ist stets durch stärkere Bewegung
oder starke Kontrastwirkung zwischen Hell und Dunkel hervorgehoben.
Bei den sorgfältiger ausgeführten, vielleicht überhaupt bei den älteren
Stücken des strengen Stils, ist die Schraffur so angelegt, daß sie im
linken Rahmenstreifen zum Mittelglied emporsteigt, im rechten dagegen
wieder abfällt oder links herab- und rechts emporsteigt, ln anderen
Fällen folgt sie dem bequemeren Duktus der Hand von links unten
9 Niemand, der sich über Stiigeschichte Gedanken gemacht hat, wird
deshaib annehmen oder vertangen, daß alle einfachen Trigiyphenbildungen
früh sind.