Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zum Gebälk des Athenatempels in Priene

167

mit dem krönenden Profi! wird nach einer theoretischen Berechnung von
W. Dinsmoor (A. J. A. XXI! 1908, 79) mit 0,96 m angenommen, welches
Alaß sich gut in die empfohlene neue Gebälklösung fügt. Das völlige
Verschwinden der Friesquadern unter den Baugliedern soll dadurch zu
erklären sein, daß sie, sofern sie glatt, d. h. ohne Figurenschmuck waren,
gleich den Wandquadern (von denen aber doch eine große Anzahl erhalten
ist) bequem eine anderweitige Verwendung haben finden können. Allein
dieses Schicksal würde bezeichnenderweise auch das Abschlußglied, für
welches hier die übliche Form des Eierstabes wiederholt wird, betroffen
haben, ohne daß dafür die gleiche Erklärung zuträfe. Auch dürfte es
ausgeschlossen sein, für jene Zeit an einem Tempel einen glatten Fries
anzunehmen, denn das Auftreten des ursprünglich dem asiatisch-ionischen
Stil fremden Frieses beruht wahrscheinlich nur auf dem Bestreben der
Künstler, das Gebälk durch ein Glied zu bereichern, das geeignet ist,
Figurenschmuck zu tragen. Die erhaltenen Relieffragmente aber, deren
Zugehörigkeit zumTempelfries bisher nur von Wilberg in Betracht gezogen
wurden, gehörten einem Fries von 0,85 m Höhe ohne Abschlußleiste an
(Priene 113; Wolters, Archaeol. Jährb. 1 1886, 55), kommen also auch
diesmal nicht in Betracht, da sie seinen Voraussetzungen widersprechen.
Es bleibt noch die Aufschnürungslinie auf dem ionischen Eierstab
zu erklären, deren Lage sich glücklicherweise auch auf dem Beispiel im
Berliner Museum feststellen läßt: sie liegt 5 mm vor der Unterkante des
Steines oder 0,094 m hinter dem Profil (Abb. 2 a). Diese Beobachtung
ist außerordentlich wertvoll, da sie Anlaß gibt, den Querschnitt des
Gebälkes nach H. Schräder zurechtzustellen: der Zahnschnitt muß so-
weit nach hinten geschoben werden, daß die senkrechte Vorderfläche des
Blocks, von dem die denticuli vorspringen, nicht, wie auf der Zeichnung
Abb. 1. über dem äußeren Rande des Eierstabes, sondern auf der Ritz-
linie zu liegen kommt. Die Lagerfläche des Zahnschnittblocks ent-
spricht dieser Anforderung vollkommen, denn sie zeigt einen nicht scharf
begrenzten, nur 0,15 m breiten glatten Saum und ist tiefer leicht auf-
gerauht. Die Aufrauhung würde also andernfalls bald hinter dem 0,099 m
ausladenden Profil des Eierstabes beginnen und dessen gleichfalls 0,15 m
breiten Vordersaum entsprechen, was natürlich nicht angeht. Auch die
Dübellöcher entsprechen sich dann weit besser, soweit sich das im all-
gemeinen beurteilen läßt, da ein genaues Zusammentreffen nur bei
 
Annotationen