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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0064
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Gottfried v. Lücken

Jean, Le dessin des animaux Abb. 81 f.), auf protokorinthischen scheint
er wirklich ein reißendes Raubtier zu sein (Ant. Denkm. II 45). Eine
Menge feiner Einzelbeobachtungen finden wir hier, aber das, was die
korinthische Kunst auszeichnet, der Sinn für dekorative Wirkungen, fehlt.
Die wirkungsvolle Silhouette, mit der sie ihre verhältnismäßig großen
Flächen beleben, ist den korinthischen Künstlern Alles. Der proto-
korinthische Stil hält sich von der grandiosen Eintönigkeit solcher deko-
rativer Gestalten frei. Auf diesen kleinen Gefäßen ist die flüssige Linie,
die sich in schmiegsamem Fluß allen Modulierungen der Form, ohne
Rücksicht auf die Gesamtwirkung anpaßt, die Hauptsache.
In ähnlicher Weise gibt es auch in der dorischen Rlastik Gestalten,
die so massive, fast architektonische Bildungen, wie sie die Polymedes-
figuren zum Beispiel zeigen, vermeiden. Es sind meist Werke kleineren
Formats, die hier nach einer lebendigeren ausdrucksvolleren Gestaltung
streben, wie einige Terrakottareliefs aus Argos (A. J. A. 2. Ser. 11 1898
Taf. 1,1) und eine Bronze aus Delphi (Homolle, Fouilles de Delphes V
Taf. 3). Doch finden wir auch bei Werken größeren Formats wie der
Statue von Auxerre (Mon. Piot XX 1912 Taf. 1, 2; Springer-Michaelis^
194) und einer Metope aus Mykenae (AM. XXXIX 1914, 251 Abb. 9
und 11) Ähnliches.
Wie groß hier die Verwandtschaft ist, zeigt besonders ein Vergleich
der Gesichtsbildung der delphischen Bronze mit der auf der Chigivase.
In der Frontansicht finden wir die gleiche fast an ein gleichseitiges
Dreieck erinnernde Form des Gesichts und verwandte Bildung von Nase
und Augen, von der Seite die gleiche bewegte fließende Profillinie (Taf. 1
2)i) mit der stark hervortretenden Nase.
H. Die ionische Vasenmalerei.
Nirgends in der archaischen griechischen Zeit stellen sich der Ver-
gleichung von Vasenmalerei und Plastik so große Schwierigkeiten ent-
gegen wie in der ionischen Kunst. Es ist so viel verloren, daß die Wahr-
scheinlichkeit, verwandte Erscheinungen aus beiden Künsten zusammen-
zustellen, in manchen Fällen von vornherein nicht groß ist. Wir finden
überall in der Vasenmalerei wie in der Plastik die Spuren eines reich
i) Links nach Antike Denkmäier Ii 45, rechts nach Fouilies de Deiphes
V Taf. 3.
 
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