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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0071
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Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik

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Piastik gewinnt, wie der Apollotypus für die männliche Gestalt. Auch
in der Vasenmalerei können wir ihn verfolgen.
Das Feinerwerden aller Formen und das Aufkommen der Falten sind
Erscheinungen, die in der gesamten ionischen Kunst auftreten, ohne daß
sich die Priorität eines Kreises bis jetzt nach weisen läßt. Das früheste
datierbare Beispiel des entwickelten Faltenstiles ist die vor 546 unter
Mithilfe des Kroisos errichtete Säule vom Artemistempel zu Ephesos ^).
Jm Übrigen gehen die verschiedenen Schulen in der Formensprache sehr
verschiedene Wege.
Diejenigen westionischen Vasenbilder, deren Figurenstil sich am
schärfsten in seiner Eigenart ausprägt und sich so weit von allem Ostio-
nischen trennt, daß Buschor kein Bedenken trägt, ihn aus Korinth
herzuleiten, sind die chalkidischen. Schlachtdarstellungen werden auf
den Friesen dieser Gefäße mit besonderer Vorliebe gegeben, und ein
Geist von wilder Leidenschaft und Kampfeslust, wie wir ihn sonst in
der griechischen Kunst nicht finden, tritt uns entgegen. Hier wird mit
Vehemenz und Erbitterung gekämpft. Mit wilder Wucht schleudern die
Krieger auf der Hopeschen Amphora (Mon. d. Inst. 1 51) ihren Speer.
Mit höchster Anstrengung spannt der fliehende Paris seinen Bogen. Wie
Aias, sich mit ganzer Kraft vorwärtsstemmend, dem Feind den Speer
durch den Leib rennt, das ist mit wunderbarer Energie gegeben, und
der tote Achill liegt so starr am Boden, daß man wirklich glaubt, er
werde nie wieder auferstehen. Man merkt, hier geht es um Tod und
Leben. Der heiße, wilde Odem der Schlacht weht uns aus diesen Dar-
stellungen entgegen. Und daneben steht, wie um durch den Kontrast
den Eindruck der Wildheit noch zu steigern, ein friedliches Bi!d:Sthenelos,
der dem Dionredes behutsam ein Band um den wunden Finger wickelt.
Dem Geist der Erzählung entspricht der Stil der Darstellung, nirgends
findet man ein beschauliches Verharren beim Gegenständlichen oder ein
liebevolles Eingehen auf einzelne Details, ln heftigem Zug, aber mit
sicherer Hand ist alles hingerissen. Ein herber Ernst spricht aus dem
Ganzen. Die Figuren sind auffallend schlank und dürr. Bei angreifenden
und ausschreitenden Figuren sind, um die Bewegung herauszubekommen,
L A. H. Smith, Cataiogue of Scuipture in the British Museum i Nr. 29;
Brunn-Bruckmann Tat. 148.

Athen. Mitteilungen XXXXIV 1919

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