Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik
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uns, wie auf chaikidischen Vasen, der heroischen Sphäre. Oft dagegen
haben die Darstellungen etwas Burleskes, und manche Bildungen er-
innern an Karikaturen.
Die gleiche volle Formengebung wie auf den caeretaner Hydrien
finden wir an der Säule vom Artemistempe! in Ephesos i). Wie auf
den Vasen ist hier bei dem Ornament das Leben des Blattes nicht
eineni von außen hereingetragenen ornamentalen System geopfert, ln
breiter Frille entwickeln sich die Blätter. Auch der Stil der Figuren
ist gleich. Die Behandlung des Gewandes, die Bildung der Haare und
die Gesichtstypen sind, wie Winter gezeigt hat, verwandt (Arch. Jahrb.
XV 1900, 82). Hier finden wir dasselbe Behagen am Wirklichen wie
auf den caeretaner Hydrien. Fast lebenswahr stehen die Gestalten vor
uns. Die Freude, die Natur in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit wiederzugeben,
zeigt sich auch hier. Der Gegensatz zwischen der weichen Fülle der
jungen Frau (Arch. Jahrb. XV 1900, 86) und den dürren, etwas aus-
getrockneten Formen des älteren Mannes (ebenda 85; Brunn-Bruckmann
Tat. 148) ist klar erfaßt und bisweilen sind, ganz wie auf den Hydrien,
die Figuren so stark individualisiert, daß sie fast wie Karikaturen
wirken ^).
Ein den caeretaner Hydrien verwandter Figurenstil erscheint in
der gleichzeitigen Vasenmalerei nur noch auf der merkwürdigen Vase
des Louvre mit der Gigantomachie 3), die nach Kretschmer auf Grund
der Buchstabenformen nach Keos, jedesfalls wohl trotz des in der attischen
Keramik beliebten Halsornaments nach lonien gehört. Mit dieser Vase
zeigen die Bronzewagen von Perugia und Monteleone^) manche Be-
0 Brunn-Bruckmann Tat. 148; Perrot-Chipiez VIII, 323 Abb. 136; JHS.
X 1889 Taf. 3.
s) Besonders Brunn-Bruckmann Taf. 148, Arch. Jahrb. XV 1900, 85
und einige unpubiizierte Fragmente.
3) Pottier, Vases ant. du Louvre II, E 732 Taf. 54; Mon. d. Inst. Vl/Vh
78; Kretschmer, Die griechischen Vaseninschriften 59.
*) Ant. Denkm. II 14, 15; RM. XI 1894, 253; Brunn-Bruckmann Taf. 586/7;
G. M. Richter, Bronzes in the Metrop. Mus. New York 17. Nachod, Der Renn-
wagen bei den Italikern 45, 75 nimmt bei beiden Wagen etruskischen Ur-
sprung an. Furtwängier, Text zu Brunn-Bruckmann 586, 11, denkt an in
Itaiien eingewanderte Griechen. Ducati, österr. Jahresh. XII 1909, 78 wih
die Wagen mit Chaikis in Zusammenhang bringen.
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uns, wie auf chaikidischen Vasen, der heroischen Sphäre. Oft dagegen
haben die Darstellungen etwas Burleskes, und manche Bildungen er-
innern an Karikaturen.
Die gleiche volle Formengebung wie auf den caeretaner Hydrien
finden wir an der Säule vom Artemistempe! in Ephesos i). Wie auf
den Vasen ist hier bei dem Ornament das Leben des Blattes nicht
eineni von außen hereingetragenen ornamentalen System geopfert, ln
breiter Frille entwickeln sich die Blätter. Auch der Stil der Figuren
ist gleich. Die Behandlung des Gewandes, die Bildung der Haare und
die Gesichtstypen sind, wie Winter gezeigt hat, verwandt (Arch. Jahrb.
XV 1900, 82). Hier finden wir dasselbe Behagen am Wirklichen wie
auf den caeretaner Hydrien. Fast lebenswahr stehen die Gestalten vor
uns. Die Freude, die Natur in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit wiederzugeben,
zeigt sich auch hier. Der Gegensatz zwischen der weichen Fülle der
jungen Frau (Arch. Jahrb. XV 1900, 86) und den dürren, etwas aus-
getrockneten Formen des älteren Mannes (ebenda 85; Brunn-Bruckmann
Tat. 148) ist klar erfaßt und bisweilen sind, ganz wie auf den Hydrien,
die Figuren so stark individualisiert, daß sie fast wie Karikaturen
wirken ^).
Ein den caeretaner Hydrien verwandter Figurenstil erscheint in
der gleichzeitigen Vasenmalerei nur noch auf der merkwürdigen Vase
des Louvre mit der Gigantomachie 3), die nach Kretschmer auf Grund
der Buchstabenformen nach Keos, jedesfalls wohl trotz des in der attischen
Keramik beliebten Halsornaments nach lonien gehört. Mit dieser Vase
zeigen die Bronzewagen von Perugia und Monteleone^) manche Be-
0 Brunn-Bruckmann Tat. 148; Perrot-Chipiez VIII, 323 Abb. 136; JHS.
X 1889 Taf. 3.
s) Besonders Brunn-Bruckmann Taf. 148, Arch. Jahrb. XV 1900, 85
und einige unpubiizierte Fragmente.
3) Pottier, Vases ant. du Louvre II, E 732 Taf. 54; Mon. d. Inst. Vl/Vh
78; Kretschmer, Die griechischen Vaseninschriften 59.
*) Ant. Denkm. II 14, 15; RM. XI 1894, 253; Brunn-Bruckmann Taf. 586/7;
G. M. Richter, Bronzes in the Metrop. Mus. New York 17. Nachod, Der Renn-
wagen bei den Italikern 45, 75 nimmt bei beiden Wagen etruskischen Ur-
sprung an. Furtwängier, Text zu Brunn-Bruckmann 586, 11, denkt an in
Itaiien eingewanderte Griechen. Ducati, österr. Jahresh. XII 1909, 78 wih
die Wagen mit Chaikis in Zusammenhang bringen.