Archaische griechische Vasenmaierei und Plastik
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Worte Kekules geschrieben seien, um den Gegensatz der Kunst des Duris zur
attischen Kunst vor ihm zu bezeichnen. Hart und eckig wirken die Akte
der Leagros- und oft auch noch der Panaitiosschaien. Die TaiHe ist stark
eingezogen, die Schultern breit ausladend. Das Fleisch scheint die Knochen
nur knapp zu überspannen. Bei einer Gestalt des Duris (Louvre G 118,
Pottier, Douris Abb. 6) ist alle Herbheit und Sprödigkeit geschwunden.
Weich und voll legt sich das Fleisch um die breiten Formen des Leibes.
Die gleiche Entwicklung läßt sich auch in der Plastik teststellen. Der
Ephebe von der Akropolis*) verhält sich zu den früheren Gestalten
ebenso wie die Figuren des Duris zu denen der Leagrosschalen.
Der Sinn für die knappen eckigen Formen hat aufgehört, und an seine
Stelle tritt die Freude am vollen saftigen Gewächs. An der Epheben-
statue ist das schwellende Leben des weichen Fleisches mit einer Freude
beobachtet, die bis dahin unerhört war.
Ebenso ist die Bildung des Gesichts bei Duris voll und rund. Schon
auf Frühwerken wie der Schale in Corneto (Hartwig, Meisterschalen
Tat. 21) haben die Formen nicht mehr das Harte, Spitzige, das ihnen
sonst in der gleichen Zeit nieist anhaftet. Eine ionisch beeinflußte Kore
des Akropolismuseums 2) bietet manches Verwandte. Das volle lange
Kinn und die Bildung von Stirn, Nase und Mund sind an beiden Werken
sehr ähnlich (Tat. Hl 13)3).
Dort, wo die Gewandbehandlung des Duris nicht den direkten
Einfluß des späten Euphronios zeigt, wie auf der Rüstungsschale in
Wien, da findet man im Faltenstil eine Abkehr von der bewegten
Manier der Panaitiosschaien zu einer ruhigeren, klarflüssigen Weise, ln
der Plastik zeigt sich etwas Analoges bei einer fliegenden Nike des Akro-
polismuseums <*). Wenn man dieses Werk mit einer fliehenden Nymphe
der münchener Schale mit Peleus und Thetis vergleicht, die in die Nähe
des Duris gehört 5), so springt die Verwandtschaft zwischen beiden
Werken in die Augen. Nicht nur die ganze Haltung der beiden Figuren
p Dickins 698; Brunn-Bruckmann Tat. 461 b; Schräder, Auswahl Taf. 16,
17; ders., Marmorskulpturen 58.
2) Dickins 684; Schräder, Auswahl Taf. 10; Perrot-ChipiezVHI92Abb.297.
Ü Links nach Hartwig. Meisterschalen Taf. 21, rechts nach Alinari 24651.
Dickins 690; Brunn-Bruckmann Taf. 526 A.
Ü Furtwängler-Reichhold Taf. 24, Text 1 114; dagegen Pottier, Douris 84.
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Worte Kekules geschrieben seien, um den Gegensatz der Kunst des Duris zur
attischen Kunst vor ihm zu bezeichnen. Hart und eckig wirken die Akte
der Leagros- und oft auch noch der Panaitiosschaien. Die TaiHe ist stark
eingezogen, die Schultern breit ausladend. Das Fleisch scheint die Knochen
nur knapp zu überspannen. Bei einer Gestalt des Duris (Louvre G 118,
Pottier, Douris Abb. 6) ist alle Herbheit und Sprödigkeit geschwunden.
Weich und voll legt sich das Fleisch um die breiten Formen des Leibes.
Die gleiche Entwicklung läßt sich auch in der Plastik teststellen. Der
Ephebe von der Akropolis*) verhält sich zu den früheren Gestalten
ebenso wie die Figuren des Duris zu denen der Leagrosschalen.
Der Sinn für die knappen eckigen Formen hat aufgehört, und an seine
Stelle tritt die Freude am vollen saftigen Gewächs. An der Epheben-
statue ist das schwellende Leben des weichen Fleisches mit einer Freude
beobachtet, die bis dahin unerhört war.
Ebenso ist die Bildung des Gesichts bei Duris voll und rund. Schon
auf Frühwerken wie der Schale in Corneto (Hartwig, Meisterschalen
Tat. 21) haben die Formen nicht mehr das Harte, Spitzige, das ihnen
sonst in der gleichen Zeit nieist anhaftet. Eine ionisch beeinflußte Kore
des Akropolismuseums 2) bietet manches Verwandte. Das volle lange
Kinn und die Bildung von Stirn, Nase und Mund sind an beiden Werken
sehr ähnlich (Tat. Hl 13)3).
Dort, wo die Gewandbehandlung des Duris nicht den direkten
Einfluß des späten Euphronios zeigt, wie auf der Rüstungsschale in
Wien, da findet man im Faltenstil eine Abkehr von der bewegten
Manier der Panaitiosschaien zu einer ruhigeren, klarflüssigen Weise, ln
der Plastik zeigt sich etwas Analoges bei einer fliegenden Nike des Akro-
polismuseums <*). Wenn man dieses Werk mit einer fliehenden Nymphe
der münchener Schale mit Peleus und Thetis vergleicht, die in die Nähe
des Duris gehört 5), so springt die Verwandtschaft zwischen beiden
Werken in die Augen. Nicht nur die ganze Haltung der beiden Figuren
p Dickins 698; Brunn-Bruckmann Tat. 461 b; Schräder, Auswahl Taf. 16,
17; ders., Marmorskulpturen 58.
2) Dickins 684; Schräder, Auswahl Taf. 10; Perrot-ChipiezVHI92Abb.297.
Ü Links nach Hartwig. Meisterschalen Taf. 21, rechts nach Alinari 24651.
Dickins 690; Brunn-Bruckmann Taf. 526 A.
Ü Furtwängler-Reichhold Taf. 24, Text 1 114; dagegen Pottier, Douris 84.