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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0117
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Archaische griechische Vasertmaierei und Piastik

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hat aufgehört. und in vollen unregelmäßigen Falten, die das plastische
Leben des Stoffes in Hebungen und Senkungen auf ganz neue Weise
hervortreten lassen, fällt der Stoff breit herunter. Es ist das die gleiche
Art den Stoff zu geben, die sich bei dem Aristogeiton der Tyrannen-
mördergruppe zeigt (Abb. 12). Hier wie dort bricht sich das Gewand
in den gleichen breiten, massigen, den schweren Wollstoff charakteri-
sierenden Falten (vgl. über das Gewandstück Petersen, Röm. Mitt. XVI
1901, 98).
Wie dH Entwicklung im einzelnen geht, kann hier nicht ausgeführt
werden. Die Neue!ungen, die sich aus dem Erschlaffen des Sinnes für
lineare Wirkungen erklären, tauchen hier früher, dort später auf, sodaß
nur Tabellen uns eine genaue Übersicht über alle Erscheinungen geben
können, während jeder Versuch die Entwicklung in großen Linien zu
skizzieren, ungenau bleiben muß, da in vereinzelten Fällen sich ent-
wickelte Faltenmotive schon früh finden.
Besonders an den Gewandsäumen kann man es verfolgen, wie sich
der Sinn für die strengen, gesetzmäßigen Linien mehr verflüchtigt und
die Freude an der Wiedergabe unregelmäßiger Bildungen größer wird.
Im früh rotfigurigen Stil werden die Gewandsäume, besonders bei Ando-
kides, in einer scharf gebrochenen Zickzacklinie gegeben (z. B. Furt-
wängler-Reichhold Taf. 111, 133). Der entwickelte rotfigurige Stil mildert
solche Härten. Schon bei Euphronios verlaufen die Gewandsäume in
der Spätzeit meist in einer Wellenlinie (z. B. Furtwängler-Reichhold
Taf. 23). Eine ähnliche Entwicklung läßt sich auch bei den Koren des
Akropolismuseums nachweisen. Bei der großen Chiotin i) geht der
vordere Gewandsaum in einer harten Zickzacklinie. Bei den späteren
Koren ist die Linie weicher geworden ^). Ganz ähnlich, wie sich zum
Beispiel auf dem Skyphos des Hieron und Makron (Furtwängler-Reich-
hold Taf. 85) die Säume der Gewänder in breiten unregelmäßigen Wellen
dahinschlängeln, tun sie das auch auf dem Rücken einer kleinen späten
Kore des Akropolismuseums (Dickins 688; Schräder, Auswahl Abb. 40).
Der entwickelte strenge Stil legt mehr Wert darauf, die Falten so

L Dickins, Cataiogue 682; Perrot-Chipiez VI H 589 Fig. 259; Schräder,
Archaische Marmorskuipturen Abb. 14—18; ders., Auswah) Taf. 4.
s) Z. B. Schräder, Auswahl Abb. 22, 39; Taf. 5, 7, 8.
 
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