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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0125
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Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik

119

28i); Rurtwängler-Reichhold Taf. 86) stoßen die Augenbrauen recht"
eckig mit der Nase zusammen, sodaß sie nicht mit ihr zusammen-
gezogen werden können, und die Stirn sich klar über den Augen ab-
setzt. Auch in der Plastik läßt sich der gleiche Wandel verfolgen.
Der Poseidon von Livadhostro, die Kore des Euthydikos, die beiden
Ephebenköpfe des Akropolismuseums, die Tyrannenmörder, das Akroter
und der Ostgiebel von Aegina haben den Kopf so gebildet, daß Nase
und Augenbrauen scharf aufeinanderstoßen, sodaß der Ansatz der Stirn
klar hervortritt.
8. D i e A u f 1 ö s u n g d e r s t r e n g e n Komposition.
ln ähnlicher Weise wie auf den frühen Meisterschalen die Freude
an der menschlichen Gestalt die auf älteren Schalen in reichem Maße
vorhandenen ornamentalen Motive immer mehr verdrängt, machen sich
in der gleichzeitigen Giebelplastik die Darstellungen der Menschen immer
breiter. Hatten die uns bekannten früheren Giebel, um ein Element
der Ruhe in all der Bewegung zu haben, neben die Kampfdarstellungen
Viergespanne oder Tiere gesetzt, so zeigen der Giebel des Megarerschatz-
hauses in Olympia^) und der des peisistratischen Umbaus auf der Akro-
polis die alleinige Herrschaft der menschlichen Gestalt. Und ähnlich
wie auf den Bildern des jungen Euphronios sind bei diesen Skulpturen
die einzelnen Gruppen ohne viel Kunst und Überlegung zwanglos neben-
einander gesetzt.
Wie der Stil des Duris gegenüber dem des Euphronios eine Rück-
kehr zu klareren harmonischen Formen bedeutet, so finden wir auch in
seinen Kompositionen ein Auftreten übersichtlicher energischerer Gliede-
rungen. Weit entfernt von dem unruhigen Aufbau der früheren rot-
figurigen Friese bevorzugt er tektonische Anlagen. Mit Vorliebe löst
er seine Bilder in viele Einzelkompositionen auf, so daß sie sich klar
gliedern (Wiener Vorlegebl. V 16, 8 a—b), und oft sind seine Gestalten
in strenger Symmetrie um eine einfache Mittelgestalt angeordnet.
P Links nach Furtwängler-Reichhold Taf. 86, rechts nach dpy.
1899 Taf. 6.
9 Olympia 111 Taf. 3—4; Runstgesch. in Bildern " 221. Über die Ver-
wandtschaft der dem Megarerschatzhaus nahestehenden Metopen vom Tempel
F in Selinunt (Rekule, die griech. Skulptur ^ 36) mit dem jungen Euphronios
L. Curtius, Berl. Philol. Wochenschr. XXV 1905, 1667.
 
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