Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

DOI Artikel:
Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0141
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik

135

Die Künstler können sich nicht sättigen in der Wiedergabe mannig-
fachster und flüchtigster Bewegungen, ln der frühen rotfigurigen Vasen-
malerei, mit der manche der eben erwähnten Bilder gleichzeitig sind,
zeigt sich die gleiche Freude an der Wiedergabe momentaner Situationen.
Der epiktetische Kreis vor allem stellt mit Vorliebe die Bewegung dar
(Klein, Euphronios 2 26). Man gibt den Springer im Sprung, den Diskos-
werfer, bevor er die Scheibe fahren läßt, Tänzer in den kompliziertesten
Haltungen und kottabosspielende Mädchen, die, im Begriff die Neige
fortzuschleudern, die Schale schwingen. Es gibt kaum eine Bewegung,
die so vorübergehend ist, daß die Vasenmaler davor zurückschrecken,
sie festzuhalten.
Gegenüber dieser Fülle von reichen Bewegungen erscheint das, was
die Rundplastik unternimmt, um zu größerer Freiheit zu kommen, ver-
schwindend gering. Neue Typen sind bis zum letzten Viertel des VI. Jahr-
hunderts kaum entstanden, nur zeigen sich hier und da bei den alten
Schemata Ansätze, sich vom Zwange des Blocks zu lösen.
Bei den frühen Apollines wie den Polymedesfiguren und noch beim
Apoll von Tenea lösen sich die Arme kaum aus der Masse des Blocks,
und die Hände liegen an den Oberschenkeln an, sodaß sie mit der Gesamt-
masse des Steines verbunden bleiben. Bei einer Figur aus dem Ptoion i)
kann man einen ersten Fortschritt sehen. Hier hat die Gestalt dadurch,
daß sie die Hände ein wenig hebt und nicht mehr an die Schenkel anlegt,
eine freiere Haltung gewonnen 2). Bei kleinen Bronzen läßt sich dasselbe
viel früher sehen.
Auch der Typus des Thronenden befreit sich jetzt etwas aus seiner
Starrheit. Beim Götterbild aus Prinia ^), bei den ältesten Branchiden-
statuen und bei der weiblichen Sitzfigur aus Tegea (Brunn-Bruckinann
141—144) sitzen die Beine so fest im Block drin, daß sie kaum aus der
Gesamtmasse heraustreten; etwas freier sind sie schon bei den ent-
wickelten Branchidenstatuen behandelt. Bei der Statue des Aeakes
1) Ddonna, Les Apolions archa'iques 30; BCH. Xi 1887 Taf. 8.
2) Brunn, Griech. Kunstgeschichte Π 121; Genaueres über die Entwick-
iung der Armhaitung bei Dgonna, Les Apoiions archa'iques 57 u. 61. Eine
der Armhaitung der bekieideten Gestaiten sich nähernde Haftung zeigt der
Apoiio von Paros (Deonna Nr. 123).
3) Boiiettino d'Arte Π 1908, 459 Abb. 13; Kunstgesch. in Biidern^ 197, 4.
 
Annotationen