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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0144
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Gottfried v. Lücken

Eine ähnliche Entwicklung können wir auch bei anderen Gegen-
ständen verfolgen. Im reifen schwarzfigurigen Stil gibt man mit besonderer
Vorliebe dem Herakles eine Keule in die Hand i). Allein diese will
nirgends recht Form und Gestalt gewinnen und wirkt merkwürdig un-
bestimmt und weich. Im rotfigurigen Stil dagegen bekommen die Keulen
feste und bestimmte Form. Die des Herakles auf dem Antaioskrater
des Euphronios (Furtwängler-Reichhold Taf. 92) ist ein solides, 1 and-
festes Ding geworden. Der Griff und die Buckeln sind deutlich von der
Hauptmasse unterschieden.
Vor allem aber zeigt sich das Erwachen des Sinnes für plastische
Wirkungen bei der Gewandbehandlung. Das Aufkommen der Falten
ist hier von großer Bedeutung. So lange man das Gewand glatt gab,
konnte man mit einer flächenhaften Darstellungsweise auskommen. Als
man aber begann, dem Wurf der Falten Interesse zu schenken, mußte
man sich mit den räumlichen Verhältnissen auseiuandersetzen. Die
Muster, die man bis dahin auf die Gewänder aufgetragen hatte, nötigten
das Auge nicht, in die Tiefe zu gehen. Mit den Falten dagegen, die sich
meist von vorn nach hinten über das ganze Gewand hinziehen, ist es
etwas anderes. Schon auf der Frangoisvase kann man das sehen. Die
faltenlosen, gemusterten Gewänder wirken hier, als lägen sie vollständig
in der Bildebene. In den wenigen Fällen dagegen, in denen man beginnt,
die Falten zu beobachten, wie besonders auf dem Rücken der zwischen
Troilos und Hermes stehenden Athena, wird der Eindruck körperlich.
Mit dem Aufkommen der Falten bekommen die Figuren ein ganz anderes
Relief.
Gewisse Motive regen besonders zur Tiefenwiedergabe an, so das
Gewandlüpfen, das die entwickelte schwarzfigurige Vasenmalerei mit
besonderer Vorliebe gibt. Wenn bei Profilansichten die vom Beschauer
abgewandte Hand den Zipfel erfaßt, und die Falten sich von hier aus
über das ganze Gewand hinziehen, so tritt das Verhältnis von vorn und
hinten mit solcher Dringlichkeit hervor, daß man kaum vermeiden kann,
es darzustellen. Dennoch gehen einige Künstler auch hier dem Problem
aus dem Wege. Bei manchen Bildern wirkt das Gewand noch vollständig
als wäre es in der Ebene ausgebreitet. Auch die hintere Hand scheint
i) Gerhard, A.V. 34, 40, 50, 67, 74, 93, 94, 97, 101, 108, 110, 114, 130,
132—137, 141, 246, 308.
 
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