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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 44.1919

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Lücken, Gottfried von: Archaische griechische Vasenmalerei und Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.29500#0149
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Archaische griechische Vasenmaierei und Piastik

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linie schräg über den Bauch hinlaufen zu lassen i), was zu einem gänz-
lich widersinnigen Bild führte.
Solange man an der Profilstellung der Beine festhielt, ließ sich ein
dem Augenschein entsprechendes Bild nur erreichen, wenn man die Brust
schräg zur Bildfläche stellte. Bei den frühen Meisterschalen geschieht
das außer bei den Ansichten, die sich dem Profil nähern, sehr selten.
Auf den Leagrosschalen des Euphronios wird solchen Gestalten stets
eine unnatürlich starke Wendung des Rückenwirbels zugemutet; die
Beine sind von der Seite gegeben, während die Brust von vorne gesehen
vollständig in der Bildebene liegt, beide Armansätze werden von vorn
gegeben und der Oberkörper durch die Medianlinie in zwei gleiche Teile
geteilt. Schon auf den Panaitiosschalen werden solche Ansichten seltener.
Der vordere Arm wird jetzt oft vorgeschoben (Furtwängler-Reichhold
Tat. 23), sodaß jetzt nicht mehr beide Annansätze in einer Ebene zu
liegen scheinen, und ebenso überwindet man die Symmetrie beider
Brus+hälften, indem man die Medianlinie seitwärts legt und die hintere
Brustwarze bisweilen näher an den Kontur rückt 3). Dadurch entsteht
der Eindruck einer Verkürzung; aber ganz sicher in der Wiedergabe der
Dreiviertelansicht sind die Künstler auch jetzt noch nicht. Meist ver-
deckt ein Schild, ein Kleidungsstück oder ein vorgelegter Arm die Innen-
zeichnung der Brust etwas, und man wird dazu verführt anzunehmen,
es stimme alles. Doch wenn die Brust frei liegt, so kommt die Verkürzung
fast nie ganz richtig heraus, denn die Künstler haben noch nicht erkannt,
daß man bei der Dreiviertelansicht beide Schultern in verschiedener Höhe
geben muß. Hier und da, besonders bei Bewegungsdarstellungen, glückt
es wohl, den Eindruck voller Körperlichkeit hervorzurufen, in vielen
Fällen bleibt jedoch bis zu den spätesten Meisterschalen die Darstellung
flächenhaft gebunden. Köpfe und Füße in Dreiviertelansicht kommen
erst ganz zuletzt im streng rotfigurigen Stil auf 4).

b Hartwig, a. a. 0. Tat. 3, 1; Furtwängier-Reichhoid Tat. 103 iinks
oben, 14.
h Furtwängier-Reichhoid Tat. 47, 48; Hartwig, a. a. O. Tat. 29.
h Hartwig, a. a. 0. Tat. 62, 17 rechts unten; 36 Mitte; Furtwängier-
Reichhoid Tat. 105.
Ü Hartwig, a. a. O. Tat. 59; Furtwängier-Reichhoid Tat. 15. Louvre
C 164; Springer-Michaeiis, Handbuch der Runstgesch.? 1904, 168 Abb. 312.
 
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